Trotz des Aufwandes bedeutet sie für die meisten Patienten im Vergleich zu anderen harnableitenden Hilfsmitteln ein Stück mehr Normalität und Unabhängigkeit und damit mehr Lebensqualität. Die Selbstkatheterisierung stellt im Alltag oft noch ein Tabuthema dar und ist auch vielen Medizinern abseits der Urologie weniger bekannt. Hier daher ein kurzer Überblick.
Für einen intermittierenden Katheterismus kommen prinzipiell alle Patienten mit einer chronischen Harnretention, einer Blasenkapazität von über 200 ml, kompetentem Harnröhrenverschluss und einer freien Harnröhrenpassage in Betracht. Die Patienten müssen motorisch und kognitiv in der Lage sein, die Selbstkatheterisierung korrekt durchzuführen, bzw. muss sie mit Fremdhilfe realisierbar sein. Das ist in dem Zusammenhang besonders relevant, wenn man bedenkt, dass viele Patienten eine Harnblasenstörung als Folge einer Erkrankung des Rückenmarks, multipler Sklerose, Demenz, Parkinson, eines zerebralen Insults oder als Folge von Eingriffen im Beckenbereich entwickeln.
Mehrere rezente Übersichtsarbeiten haben gezeigt, dass die Infektionsgefahr des intermittierenden Katheterismus im Vergleich zum transurethralen Dauerkatheter und einem suprapubischen Katheter nicht erhöht ist. Bei einer Verweildauer von mehr als fünf Tagen gibt es sogar mehr Infektionen beim Dauerkatheter. Grundsätzlich gibt es zwei mögliche Hygienestandards zum intermittierenden Selbstkatheterismus:
Die dazugehörigen Harnkatheter sind in verschiedenen Längen für Frauen und Männer und mit unterschiedlichen Spitzen erhältlich, dazu gibt es spezielle Ausführungen, die besonders klein sind oder bei denen die Non-Touch-Technik besonders erleichtert wird. Bei der häufigen Durchführung ist es unbedingt notwendig, auch Mikrotraumen der Schleimhäute zu vermeiden. Es werden daher bevorzugt Katheter mit einer Beschichtung und erprobten Gleiteigenschaften empfohlen.
Selbstkatheterismus ist für Patienten eine relativ einfach zu erlernende Technik. Sie sollte am besten in etablierten Programmen oder spezialisierten Zentren vermittelt werden. Eine konstante Anlaufstelle für Fragen und Probleme und die Möglichkeit, die Technik im vertrauten Umfeld der Patienten zu schulen, sollte vorhanden sein. Neben den körperlichen und kognitiven Fähigkeiten müssen bei der Sensibilität des Verfahrens auch kulturelle und soziale Hintergründe der Patienten und ihres Umfelds berücksichtigt werden, die für eine dauerhafte Akzeptanz und Integration in den Alltag der Patienten ausschlaggebend sein können. Auch Kinder im Volksschulalter können die Handhabung des Katheters erfolgreich lernen. Wie in anderen Bereichen funktioniert die Schulung bei Kindern dann besonders gut, wenn die Technik anschaulich und spielerisch gezeigt wird. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen, in denen Betroffene auch über Online-Foren Erfahrungen austauschen können.