Zentralvenöse Katheter (ZVKs) haben einen bedeutenden Stellenwert für die Verabreichung von Medikamenten, die Diagnostik und Hämodialyse. Trotz zahlreicher Vorteile besteht immer auch ein Risiko für Katheter-assoziierte Infektion (Catheter-Related Blood Stream Infection, CRBSI), wobei der ZVK die Eintrittspforte darstellt. Vor allem hämatoonkologische Patienten zeigen ein deutlich erhöhtes Risiko im Rahmen ihrer Grunderkrankung.
Die konventionelle Diagnostik empfiehlt die Entfernung des ZVK bei Verdacht auf CRBSI für eine semiquantitative Katheterspitzen-Kultur. Laut Literatur konnte nur bei 15 % der entfernten ZVKs eine CRBSI nachgewiesen werden, demzufolge wurden 85 % der ZVKs unnötig entfernt. Sind ZVKs weiterhin notwendig und müssen neu implantiert werden, führt das zu mehr Personalaufwand, höheren materiellen Kosten wie auch einem erhöhten Risiko für Mispunktionen und Gefäß- bzw. Organverletzungen. Dementsprechend ist ein wichtiger Ansatz der aktuellen Forschung die Entwicklung einer zuverlässigen In-situ-Diagnostik.
In einer Studie (*) unter der Leitung von Prof. Robert Krause wurde bei hämatoonkologischen Patienten ein Screening auf CRBSI durchgeführt. Dabei wurde die erste Portion Blut- bzw. Spüllösung aus dem ZVK abgenommen, die verworfen werden muss, demzufolge kein zusätzlicher Blutverlust. Im Labor wurden anschließend zwei verschiedene Testmethoden evaluiert: 1) eine Peptide Nucleic Acid Fluorescence In-situ-Hybridisierung (PNA FISH) mit Universalsonde zur Detektion von humanpathogenen Bakterien und Pilzen; und 2) eine Acridine Orange Leukozyten Zytospin (AOLC) Färbung, der Goldstandard. Zusätzlich wurde jedes Röhrchen als Kontrolle auf Schokoladenagar ausgestrichen und täglich die klinischen Daten gesammelt.
Alle Patienten hatten 2-, 3- oder 5-schenkelige ZVKs oder Ports. Implantationen wurden ausschließlich aus medizinischen Gründen durchgeführt. Eine Katheterepisode wurde definiert als der Zeitpunkt der ZVK- /Port-Implantation bis zur ZVK-/Portnadel-Entfernung. Die behandelnden Ärzte wurden verblindet. Bestand von klinischer Seite der Verdacht auf eine CRBSI, wurden die Routinemaßnahmen durchgeführt inklusive Abnahme von Blutkulturen.
Von März 2012 bis Dezember 2013 wurden insgesamt 182 Patienten in die Studie inkludiert und 342 Katheterepisoden analysiert. Mittels Routinemaßnahmen konnten in 6.466 beobachteten Kathetertagen 17 CRBSIs diagnostiziert werden, was zu einer CRBSI-Rate von 2,6 CRBSIs pro 1.000 Tagen führt. Diese Rate ist vergleichbar mit internationalen CRBSI-Raten (1,1 –7,5 pro 1.000 Kathetertagen). 15 Patienten zeigten insgesamt ein positives Screeningresultat (PNA FISH und/oder AOLC- Färbung); davon wurde bei fünf Patienten (33 %) mittels Routinediagnostik eine CRBSI diagnostiziert. Die verbleibenden zwölf von 17 CRBSI-Patienten zeigten kein positives Screeningergebnis. Wie auch in der Literatur beschrieben, war der häufigste CRBSI-Keim Staphylococcus epidermidis (sieben von 17 CRBSI), 6-mal wurden gramnegative Bakterien identifiziert und einmal Sprosspilze (Candida albicans).
Trotz erfolgreicher Ergebnisse dieser zwei Testmethoden gelang es nicht, CRBSIs zuverlässig vorherzusagen: Gründe für falsch negative Ergebnisse inkludieren einen CRBSI-Ursprung von einem anderen nicht-gescreenten Katheterschenkel und falsch positive Ergebnisse entstanden durch eine Katheterkolonisation ohne hämatogene Streuung und dementsprechend keine klinischen Infektionszeichen.