Wer an Innovation denkt, muss im Zeitalter von Informations- und Kommunikationstechnologien auch an eine digitale Vernetzung denken. „Das eine ohne das andere ist praktisch nicht möglich, denn die Digitalisierung ist längst kein Zukunftstrend oder kurzfristiger Hype, sondern im Hier und Jetzt ein realer Bestandteil unseres privaten und beruflichen Alltags, auch im Gesundheitswesen“, bringt es Prof. Dr. Arno Elmer, Leiter der Forschungsgruppe E-Health an der FOM, der Hochschule für Ökonomie und Management in Essen (D), auf den Punkt. Während in Spitälern oder Arztpraxen noch darüber nachgedacht wird, ob sich Investitionen in eine leistungsfähige IT überhaupt lohnen, will selbst der Patient und Verbraucher in anderen Branchen, wie zum Beispiel dem Bankwesen, auf den elektronischen Komfort gar nicht mehr verzichten.
Warum die E-Health-Rakete dennoch nicht abhebt, hat wohl wieder einmal viele – und durchaus komplexe – Gründe, die überall, aber nicht in der technischen Umsetzung liegen, denn: „Technisch ist mittlerweile alles denkbar, in der praktischen Umsetzung hinken wir noch hinterher. Wir reden heute im Gesundheitswesen von Techniken, die in anderen Branchen vor 20 Jahren schon im Einsatz waren“, ist Elmer überzeugt. Dass die Digitalisierung auch ein Problemlöser für viele im Gesundheitswesen scheinbar unlösbare Herausforderungen sein könnte, liegt für den Experten auf der Hand: „Knappe Ressourcen, demografischer Wandel oder die wachsenden Patientenansprüche könnten mithilfe von E-Health-Anwendungen rasch in den Griff zu bekommen sein.“
Die Frage des Datenschutzes ist längst keine mehr, denn wo Lösungen da sind, den Alltag einfacher zu machen, werden sie auch genutzt – im äußersten Fall auch ohne Anbindung an das offizielle Krankenhausdatenbank-System. Das Gleiche gilt auch für Patienten: Wem ist es zu verdenken, dass er sich bei Dr. Google informiert, wenn der nächste Arzttermin erst in ein paar Wochen frei ist?
„E-Health hat weit weniger mit Technik zu tun, sondern ist ,enabler‘ von Abläufen, setzt aber voraus, dass sich die Verantwortlichen mit diesen Prozessen auseinandersetzen“, so Elmar. Warum es dennoch nicht geht, hat viele Gründe fernab jeder Technik: unterschiedliche Interessensgruppen, der politische Wille, unterschiedliche technische Systeme, hohe Datenschutzanforderungen, offene Finanzierungsfragen, fehlende Akzeptanz, „bewährte“ Insellösungen und vielleicht auch ein fehlender Handlungs- und Leidensdruck. „Gesund werden geht digital einfach besser“, fasst Elmar zusammen. Ärztecallcenter oder die Übermittlung von Röntgenbildern sind nur einige Beispiele dafür, dass die Technik bereits Lösungen parat hätte, die durchaus auch „smart and safe“ bereitgestellt werden können.