E-Trend macht kompetent

Der aktuelle WHO-Bericht „Von der Innovation zur Umsetzung – E-Gesundheit in der Europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO)“ untersucht die Trends im Bereich der elektronischen Gesundheit und enthält Fallbeispiele von Erfolgsgeschichten in einzelnen Ländern, die die praktische Anwendung von E-Gesundheit in unterschiedlichen Umfeldern veranschaulichen. Der Begriff „E-Gesundheit“ umfasst alle Aktivitäten, bei denen das elektronische Medium dazu genutzt wird, für die Gesundheit relevante Informationen, Hilfsmittel und Leistungen bereitzustellen. Er schließt eine Vielzahl von Bereichen ein, darunter elektronische Patientenakten, Telemedizin, mobile Gesundheitsdienste (M-Gesundheit) und die gesundheitsbezogene Nutzung von Online-Lernen, sozialen Medien, Gesundheitsanalytik und dem Komplex Big Data.

Chance nicht verpassen

In den meisten Mitgliedstaaten gehört es inzwischen zum Alltag, dass bei der Erbringung von Gesundheitsleistungen moderne Technologien zum Einsatz kommen, etwa die elektronische Patientenakte. Die Autoren orten deutlich einen generellen Trend zu einem strategischen Engagement, auch wenn manche Länder noch über unzureichende oder gar keine Steuerungsstrukturen, Rechtsvorschriften oder Rechtsschutzbestimmungen verfügen. Dies kann auf der einen Seite dazu führen, dass Chancen verpasst werden und Effizienzdefizite entstehen. Andererseits – so sind sich die Autoren einig – kann damit der Bereich E-Gesundheit anfällig für kommerzielle Begehrlichkeiten werden. Doch trotz zahlreicher ermutigender Fortschritte geht aus dem Bericht eindeutig hervor, dass E-Gesundheit innerhalb der Europäischen Region noch sehr ungleichmäßig verteilt ist. Zur Verwirklichung der Grundsatzziele von „Gesundheit 2020“ sind Regelung der Finanzierung und Kostenerstattung sowie festgelegte Normen für den Bereich E-Gesundheit erforderlich.
Gesundheitsanalytik und Big Data bergen nach Einschätzung der WHO ein erhebliches Potenzial für mehr Gesundheit, das aber nicht schnell genug erforscht wird. Gegenwärtig haben nur sechs Länder ein nationales Konzept oder eine Strategie für die Regulierung der Nutzung von Big Data im Gesundheitswesen entwickelt und nur wenige Länder verfügen über Regelungen in Bezug auf die Nutzung durch Privatunternehmen.

 

Vorteile auf einen Blick
  • 93 % der Mitgliedstaaten (42 Länder) haben staatliche Mittel für Programme im Bereich E-Gesundheit bereitgestellt.
  • 81 % der Mitgliedstaaten (35 Länder) geben an, dass ihre Gesundheits­behörden und -einrichtungen im Rahmen von Gesundheitskampagnen die sozialen Medien nutzen, um gesundheitsbezogene Botschaften an die Bürger zu vermitteln.
  • 91 % der Mitgliedstaaten (40 Länder) berichten, dass die Bürger und die Kommunen die sozialen Medien dazu nutzen, sich über Gesundheits­themen zu informieren.
  • 81 % der Mitgliedstaaten geben an, über keine staatliche Politik zur Regelung der Nutzung der sozialen Medien im Gesundheitsbereich zu verfügen, sodass diese Nutzung auf einer sehr informellen und ungeregelten Grundlage erfolgt.
  • 80 % der Mitgliedstaaten verfügen über gesetzliche Vorschriften zum Schutz der Privatsphäre individueller gesundheitsbe­zogener Daten in elektronischen Patienten­akten, das ist ein Anstieg um fast 30 % seit 2009.
  • 73 % der Mitgliedstaaten (33 Länder) verfügen nicht über eine Behörde, die für die regulatorische Aufsicht über mobile Gesundheits-Apps in Bezug auf Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit zuständig ist.
  • 38 % der Mitgliedstaaten (17 Länder) müssen erst noch eine spezielle Politik oder Strategie im Bereich Telemedizin einführen.
Die Daten aus dem Bericht sind in vollständig interaktiver Form beim Europäischen ­Gesundheitsinformationsportal-Portal http://portal.euro.who.int erhältlich.