Bei der Multiplen Sklerose entzünden sich die Isolierschichten der Nervenfasern an einer oder mehreren Stellen, was in weiterer Folge zu einem Anschwellen der Markscheiden führt und am Ende Narben hinterlässt. Wenn dieser Vorgang, die sogenannte Sklerose, an mehreren Stellen im Zentralnervensystem auftritt, spricht man von Multipler Sklerose. Durch Multiple Sklerose bedingte Veränderungen lassen sich am MRT-Bild als Läsionen erkennen und reagieren auf bestimmte MRT-Sequenzen mit Signalalterationen. Diese Läsionen sind typischerweise rund bis oval und vor allem in der periventrikulären weißen Gehirnsubstanz angesiedelt. Aktive Läsionen zeigen zusätzlich eine noduläre oder ringförmige Anreicherung nach Verabreichung eines Kontrastmittels. Als Differentialdiagnosen müssen hier unter anderem vaskuläre Läsionen und Vaskulitis ausgeschlossen werden, bevor dies als Hinweis auf Multiple Sklerose gewertet werden kann.
„Das Gehirn ist aber nicht der einzige Bereich, in dem sich bei Multipler Sklerose klare Veränderungen feststellen lassen“, erklärt Majda M. Thurnher von der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und Muskuloskeletale Radiologie am Wiener AKH. „Eine radiologische Untersuchung bei Patienten mit Multipler Sklerose umfasst eine MRT-Untersuchung des Gehirnes sowie des gesamten Spinalkanals. Rund ein Drittel aller MS-Patienten zeigen spinale Symptome und 30 % habe eine isolierte, rein spinale Multiple Sklerose. Pathologische Studien zeigen jedoch bei 90 % aller Patienten fokale MS-Läsionen im Rückenmark.“
Jahrelang wurde davon ausgegangen, dass sich die Veränderungen im Gehirn rein auf die weiße Gehirnsubstanz beschränken, eine Annahme, die durch Hochfeld-MRT-Geräte später widerlegt wurde. Hier zeigen sich eindeutig auch Läsionen in der grauen Hirnsubstanz und bereits mit Geräten ab einer Feldstärke von 3 Tesla lassen sich Plaques im Kortex und im Hippocampus nachweisen. „Die Venen-Multiple-Sklerose-Plaques-Verbindung war aus post-mortem Studien bereits bekannt, es konnte jedoch in der Bildgebung in vivo nicht dargestellt werden. Mit der Hilfe höherer Feldstärken und neuer MRT-Sequenzen, wie der suszeptibilitätsgewichteten Bildgebung (SWI), konnten zentrale venöse Strukturen im Bereich der Multiplen-Sklerose-Plaques sowie kleinere Eisenablagerungen gezeigt werden“, so Thurnher.
Mithilfe der Perfusionsbildgebung, die eine Darstellung und Quantifizierung der Durchblutung von biologischem Gewebe ermöglicht, konnte die Minderdurchblutung des Nervenmarklagers bei Patienten mit Multipler Sklerose, auch wenn sich noch keine Plaques gebildet hatten, nachgewiesen werden. Mittels bestimmter MRT-Protokolle ist es mittlerweile auch möglich, größere atypische Plaques von neoplastischen oder entzündlichen Veränderungen zu unterscheiden.