ECR: Brennpunkt Bildgebung

„Die Entwicklung der personalisierten Bildgebung, die in der Onkologie bereits stattfindet, soll weiter forciert werden und wir sollten auch ihren Einfluss auf die Ausbildung schätzen lernen“, stellte ESR Präsident Prof. Guy Frija aus Paris zur Eröffnung des European Congress of Radiology (ECR) fest. Rund 20.000 Radiologen aus 100 Ländern trafen sich in Wien. Das wissenschaftliche Programm spiegelte die bedeutendsten Entwicklungen dieser rasch fortschreitenden Disziplin wider – von der Theranostik über die personalisierte Medizin bis zu Radiogenomics.

Fortschritte in der Gewebebeurteilung

Die Elastografie ist ein neues, mit Magnetresonanz (MR) und Sonografie (US) umsetzbares Verfahren, mit dem die Elastizität des Gewebes beurteilt werden kann. Die Beurteilung der Elastizität krankhafter Veränderungen mit der tastenden, palpierenden Hand ist viele Tausend Jahre alt. In Kombination mit etablierten Techniken wie Ultraschall oder Magnetresonanztomografie ist nun eine Vielzahl klinischer Anwendungen möglich, von der Untersuchung von Leberkrankheiten bis hin zur onkologischen Anwendung – auch dort, wo die Hand nicht direkt „palpieren“ kann. Ultraschall-Elastografie (USE) und Magnetresonanz-Elastografie (MRE) haben sich in der klinischen Praxis vor allem im Staging von Leberfibrosen und der Beurteilung von Tumoren in Brust, Leber, Schilddrüsen und Prostata etabliert. Mit der MRE lassen sich etwa invasive Biopsien zur Überwachung des Therapieverlaufs bei Leberfibrose vermeiden. So müssen sich Patienten nicht jedes Mal einer Biopsie unterziehen, wenn diese Information zur Therapiesteuerung benötigt wird. Zusätzlich zu anatomischen Bildern liefert die MRE auch Phasen-Bilder, die Rückschlüsse auf funktionale Eigenschaften der Leber zulassen.
Die Vorteile der USE liegen vor allem darin, dass sie kostengünstig, schnell, nicht invasiv und klinisch leicht verfügbar ist. Allerdings ist sie in ihrer Anwendung lokaler als die MRE. Aufgrund fehlender Standardisierung ist die USE in ihrer breiten Anwendung derzeit limitiert.

Landkarte der Gehirnverbindungen

Wissenschaftler sind immer noch weit davon entfernt, das menschliche Gehirn in seiner Gesamtheit zu verstehen. Vor allem das Fehlen einer umfassenden Abbildung aller Verbindungen im Gehirn – eines Konnektoms – macht dies nach wie vor schwierig. Neue Fortschritte im Bereich der Magnetresonanztomografie (MRT) könnten nun aber einen deutlichen Schritt in diese Richtung bedeuten. Erkrankungen des Gehirns wirken sich auf die neuralen Verbindungen aus und eine Abbildung oder ein tieferes Verständnis dieser Verbindungen wäre eine große Hilfe, um diese Prozesse besser zu verstehen. Die Entwicklung der Diffusions-MRT und anderer MR-Techniken wie die Traktografie der weißen Gehirnmasse und die Unterscheidung zwischen dieser und der grauen Gehirnmasse ermöglichen, die gesamte humane strukturale Konnektivität in vivo und auf einer makroskopischen Ebene darzustellen. So kann das Konnektom eines individuellen Patienten nicht-invasiv und schnell auf Millimeter-Ebene dargestellt werden.
Diese aktuellen Entwicklungen haben die Entstehung der Kon­nektomik vorangetrieben, eines neuen Feldes der Neurowissenschaften, das sich mit den organisatorischen Strukturen des menschlichen Gehirn-Netzwerks beschäftigt. Diese Forschungen können helfen, einige neurodegenerative Erkrankungen sowie die biologischen Grundlagen von psychischen Erkrankungen wie Autismus und Schizophrenie zu verstehen. Die Experten hoffen nun, dass aus klinischen Studien ein neues Verständnis der Gehirnphysiologie und der Krankheitsmechanismen hervorgehen wird, ebenso wie neue Wege, um Gehirnerkrankungen zu diagnostizieren und zu charakterisieren.

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