Gelenksarthrosen gehören zu den Krankheiten, die in entwickelten Ländern am häufigsten zu Behinderung führen. Weltweit sind laut WHO 9,6 % der Männer und 18 % der Frauen davon betroffen. Für die Behandlung schwerer Fälle hat sich die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks als effektive und kosteneffiziente Intervention erwiesen. Die Operation wird überwiegend bei Menschen ab 60 Jahren durchgeführt. Wie OECD-Daten zeigen, nehmen die Eingriffe nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung stark zu. Die Zahl der Hüftimplantationen ist zwischen 2000 und 2010 in Dänemark um 40 %, in Spanien um 25 % und in Frankreich um 10 % gestiegen – ein Faktum, das auch gesundheitsökonomisch zu Buche schlägt.
Die Kosten für einen Hüftersatz in Europa wurden 2009 mit durchschnittlich 7.300 Euro beziffert, was wohl auch die enormen regionalen Unterschiede bei den Operationen erklärt. Zypern erreicht mit 15 Hüftimplantationen pro 100.000 Einwohner gerade einmal ein Zehntel des untersuchten EU-24-Durchschnitts, der bei 153 künstlichen Hüftgelenken pro 100.000 Einwohner liegt. Deutschland verdoppelt den EU-Durchschnitt nahezu und bringt es auf 295 OPs pro 100.000 Einwohner. Altersstandardisierte Zahlen verändern an diesem Ranking wenig. Es scheint also weniger von medizinischen Notwendigkeiten als von ökonomischen Aspekten abzuhängen, ob Patienten in Europa eine Hüftimplantation bekommen.
Hüftimplantationen verbessern wesentlich und dauerhaft den Level körperlicher Aktivität bei Männern wie Frauen aller Alterskategorien. Das bestätigt eine Studie der Genfer Universitätsklinik, die kürzlich beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (EFORT) in Istanbul vorgestellt wurde. „An eine Hüftimplantation sind in der Regel große Hoffnungen geknüpft: Der Schmerz soll weggehen und die Beweglichkeit wieder kommen. Doch manche Patienten schrauben ihre Erwartungen zu hoch und sind dann nach der Operation enttäuscht“, so Studienautorin Dr. Anne Lübbeke-Wolff. „Wir wollten daher objektivierbar machen, wie sich die körperliche Aktivität der Betroffenen vor und nach dem Eingriff entwickelt“.
Konkret wurde der Frage nachgegangen, ob sich bei Patienten einer bestimmten Alterskohorte in den letzten zehn Jahren die körperliche Aktivität vor und nach einer Hüftimplantation verändert hat. Für die Studie wurde der Lebensstil von über 2.900 Patienten vor und von rund 1.600 Patienten nach dem Eingriff untersucht. Die Probanden waren zum Zeitpunkt der OP durchschnittlich 68 Jahre alt und zu 56 % weiblich. Die Ergebnisse sind erfreulich: Während zwischen den Jahren 2000 und 2003 noch 68 % der Probanden angaben, einen bewegungsarmen Lebensstil zu pflegen, waren es zwischen 2007 und 2011 trotz gleichen Durchschnittsalters nur 54 %. Die Studie erbringt den Nachweis, dass die körperliche Aktivität durch die OP in einem hohen Maß wiederhergestellt werden kann. „Durch die Beschwerden mit der Hüfte bewegen sich Männer wie Frauen vor der Implantation nur mehr halb so viel wie im gesunden Zustand. Die Operation kann die Lebensqualität doch erheblich verbessern. Der Grad an körperlicher Aktivität ist auch zehn Jahre nach der OP und trotz fortschreitenden Alters der Patienten weitaus höher als unmittelbar vor der OP“, weiß Lübbeke-Wolff.
Einige Patienten sind nach der Implantation allerdings zu aktiv und verkürzen damit die Lebensdauer der Prothese. In diesem Kontext ist es wichtig, dass die behandelnden Ärzte eine detaillierte Diskussion mit den Patienten über ihre früheren Sport-, Freizeit- und gegebenenfalls Arbeitsaktivitäten führen, sie nach ihren Erwartungen fragen und sie über die Aktivitäten, die mit einer Prothese möglich sind, informieren. Dies sollte unbedingt vor der Operation und auch weiterhin während der Nachkontrollen stattfinden. Die Patienten sollten wissen, dass die Operation im Durchschnitt zu einer erheblichen Verbesserung der Aktivität im Vergleich zu dem Zustand vor der Operation führt, aber dass die Aktivität möglicherweise nicht ganz das Niveau vor Beginn der Arthrose-Symptome erreichen wird.
Hüftfrakturen beeinflussen Mortalität
Übergewicht gilt als Risikofaktor für eine Reihe von Erkrankungen – doch im Alter kann auch geringeres Körpergewicht zum Problem werden. Nach Hüftfrakturen haben ältere Menschen mit einem höheren Body-Mass-Index ein geringeres Sterberisiko, zeigt eine aktuelle schwedische Studie, die kürzlich auf dem 14. Kongress der Europäischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (EFORT) in Istanbul präsentiert wurde. „Schwedische Patienten mit Hüftfraktur sind im Durchschnitt 83 Jahre alt. Sowohl die Komplikationsrate als auch die Mortalität sind nach diesen Verletzungen hoch, was zeigt, wie gebrechlich die Patienten sind“, sagte Studienautorin Dr. Lena Flodin vom Karolinska Institut in Schweden.
Für ihre Studie beobachtete sie 843 Patienten im Alter von über 65 Jahren mit einer Hüftfraktur über ein Jahr nach der Fraktur. Der Body-Mass-Index (BMI) wurde in dieser Gruppe mit der Wahrscheinlichkeit eines klinischen Ergebnisses in Verbindung gesetzt. „Das primäre Ziel der Studie bestand darin, den Einfluss des Body-Mass-Index als Prädiktor für die Mortalität innerhalb eines Jahres in einem relativ gesunden Kollektiv zu evaluieren. Die Patienten hatten vor ihrer Hüftfraktur im eigenen Haushalt gelebt und waren kognitiv nicht ernsthaft beeinträchtigt“, erklärt Flodin. Die Studie zeigte, dass ein niedriger BMI ein deutlicher Prädiktor für Tod innerhalb eines Jahres ist. Darüber hinaus war ein niedriger BMI auch mit einem erhöhten Risiko von Druck-Ulzera assoziiert.