1981 hatten die Society-Journalisten alle Hände voll zu tun: Ronald Reagan wird Präsident der USA und Lady Diana Spencer heiratet Prinz Charles. Fast untergegangen ist dabei eine kurze Meldung des US-Seuchenschutzes über einen Bericht zu einer neuen Immunschwächekrankheit, die bald weltweit für Aufsehen sorgen sollte: AIDS. Die Geschicke der heimischen Gesundheitspolitik lagen damals in den Händen des Dermatologen Dr. Kurt Steyrer als Bundesminister für Gesundheit und Umweltschutz. Und es war im Mai genau dieses Jahres, als das Protokoll zur Gründung der „Arbeitsgemeinschaft der Hersteller medizinischer Bedarfsartikel“ – der heutigen AUSTROMED – unterzeichnet wurde. Vorstandsvorsitzender war Dr. Helmut Leuprecht, damals Geschäftsführer von Rauscher, später CEO der Lohmann & Rauscher Gruppe. Mit an Bord waren die Vertreter der Firmen B. Braun Österreich, BDF Österreich, HMW, Ortmann und Semperit. Der Mitgliedsbeitrag war auf 1.000,– Schilling festgesetzt.
„Es gab damals eine große Welle an Regulatorien und wir wollten als einheitliche Vertretung der Industrie gegenüber der Behörde stark auftreten“, erinnert sich Leuprecht, der von der Gründung bis zum Jahr 2009 die Geschicke der AUSTROMED als Präsident lenkte. Sehr früh wurden Kontakte zur europäischen EUCOMED, der jetzigen MedTech Europe, und dem deutschen BVMed geknüpft. „Ein zentrales Anliegen war uns die Integration großer internationaler Tochtergesellschaften am österreichischen Markt und die Etablierung von starken Brückenköpfen, die von hier aus den osteuropäischen Markt bearbeiten konnten“, erzählt Leuprecht einen emotional wichtigen Schritt. Bald waren die Aufgabengebiete so umfassend, dass ein eigenes Büro angemietet und ein Geschäftsführer eingestellt wurde.
Österreichs Beitritt zur EU am 1. Jänner 1995 hat die Branche grundlegend verändert: „Plötzlich drängte massive Konkurrenz in den österreichischen Markt und der gesamte Rechtsrahmen wurde EU-konform umgewandelt“, beschreibt Leuprecht. Zu jener Zeit wurde erstmals auch gezielte Öffentlichkeitsarbeit betrieben, um die Bedeutung der Medizinprodukte im Bewusstsein der Bevölkerung zu etablieren.
Zehn Jahre nach der Gründung waren bereits 25 Mitgliedsfirmen eingetragen und gemeinsam wurde die Umbenennung in „Vereinigung der Medical-Industrie Österreich“ beschlossen. Wesentliches Ziel laut Statuten war „die Förderung und Sicherung von Qualitätsstandards bei Medicalprodukten im Rahmen der internationalen Richtlinien GMP Good Manufacturing Practice und europäischer Normen“.
Damals wie heute engagierte sich die AUSTROMED in der Gesetzwerdung und -anwendung, so forderte die AUSTROMED unter anderem „die rasche Verabschiedung eines EG-konformen Medicalprodukte-Gesetzes in Österreich“. 2002 gelang die Fusion mit dem medizinischen Fachhandel IMFÖ und vereinte erstmals die Interessen von Handel und Erzeugern. „Dieser Interessensausgleich war mir sehr wichtig, denn in einem Land von der Größe Österreichs ist es wesentlich, dass alle an einem Strang ziehen.“
Ein weiterer Meilenstein in der gemeinsamen Geschichte von Leuprecht und der AUSTROMED war die Seminartätigkeit. Sie nahm ihren Ausgangspunkt, als die wachsenden KMU in Sachen Qualitätsmanagement Beratungsbedarf anmeldeten. In weiterer Folge beschäftigte die damalige Verpackungs-Verordnung die Interessenvertretung: „Wir kümmerten uns um Einwegthemen, vor allem bei Sterilverpackungen, und konnten damit dem Handel zeigen, dass wir auch für seine Interessen eine gute Vertretung waren“, erinnert sich Leuprecht.
Das Vergaberecht steht nicht nur heute im Mittelpunkt bei den Mitgliedsunternehmen der AUSTROMED. Schon unter der Präsidentschaft von Leuprecht wurde um Übergangsfristen und das Bestbieterprinzip gekämpft. „Als sich die Spitäler erstmals in Holdings formierten, haben wir bereits mit Juristen zusammengearbeitet, um unsere Position als Vertretung der Anbieter abzusichern. Ein Höhepunkt war das „Forum Krankenhaus“, bei dem die AUSTROMED mit den Krankenhausdirektoren am „grünen Tisch“ die wichtigen Themen besprechen konnte. Bis heute ist das eine wichtige Gesprächsplattform geblieben.
Im Jahr 2007 – und mit einer Neuauflage 2013 – wurde mit dem Industriewissenschaftlichen Institut die Bedeutung der Medizinprodukte-Branche als Wirtschaftsfaktor aufgearbeitet. „Wir hatten endlich Zahlen und Fakten, die unsere volkswirtschaftliche Bedeutung offenlegten“, sagt Leuprecht. Bis heute ist es der AUSTROMED gelungen, stetig an der Festigung der Position als starke Interessenvertretung für Unternehmen, die in der Entwicklung, der Produktion, der Aufbereitung und dem Handel von Medizinprodukten in Österreich tätig sind, zu arbeiten. Als Partner der Gesundheitspolitik und als Service- und Anlaufstelle für die Mitglieder arbeitet sie an aktuellen und zukunftsorientierten Themen im partnerschaftlichen Dialog mit den Mitgliedern und dem Gesundheitswesen, frei nach dem Motto „Medizinprodukte sind unverzichtbar für das Leben“.