Kommt in der Ukraine ein Patient in eine Apotheke und schildert seine Beschwerden, kann sich der Pharmazeut in keinem Computer Rat holen. Er muss – so wie im Studium auch – in Büchern nachschlagen. Um die Sicherheit in der Beratung zu erhöhen, haben drei Maturanten der HTL Grieskirchen im Projekt „Opeka“ für die nationale pharmazeutische Universität in Kharkiv, Ukraine, einen Prototyp für ein elektronisches Beratungssystem für Pharmazeuten sowie ein elektronisches Lern- und Prüfungsmodul für die Universität erstellt. Es umfasst mehrsprachige, interaktiv umstellbare Dialoge und dient der Medikationsaufklärung und Beratung von Patienten.
Erarbeitet wurden ein E-Learning-Modul für Studenten und ein Prüfungsmodul für Professoren. Das Programm gibt am Anfang des Tests ein Symptom eines Patienten vor. Anschließend muss der Student anhand dieses Symptoms die entsprechenden Fragen stellen, das System prüft die Richtigkeit der eingegebenen Fragen und antwortet mit zufälligen Antworten eines virtuellen Patienten. Vervollständigt wird das Programm mit dem Beratungsmodul für Apotheker. Während der Beratung wird es vom Apotheker nur mit zwei Tasten – Ja und Nein – gesteuert. Aus dem Ergebnis dieser Fragen wird das richtige Medikament, eine passende Behandlung oder ein Arztbesuch vorgeschlagen. Der Apotheker kann dann das Ergebnis der Fragen ausdrucken oder auch über Nebenwirkungen der vorgeschlagenen Medikamente informieren. Diese Vorgangsweise ist gerade für die Ukraine wichtig, da es dort kein Hausarztsystem wie in Österreich gibt und der erste Ansprechpartner für Patienten der Apotheker ist.
Im Oktober 2010 wurde das Programm auf der 7. Nationalen Pharmazeutischen Konferenz in Kharkiv Teilnehmern aus Russland, der Ukraine und anderen GUS-Staaten vorgestellt. Derzeit wird es in einer Pilotphase an der Universität in Kharkiv mit Studenten im Rahmen ihrer Ausbildung sowie mit Patienten des „Clinical and Diagnostic Centre“ und des „Department of Clinical Pharmacology with the Pharmaceutical Care“ unter der Leitung von Prof. MD PhD Igor Albertovitch Zupanets getestet und weiterentwickelt. Dieses zwar mehrsprachige, aber noch auf textuelle Informationen aufbauende Programm wird nun zu einem multimedialen Aufklärungsfragebogen erweitert.
In Rahmen einer Diplomarbeit der HTL Grieskirchen entsteht ein multimedialer und mehrsprachiger Aufklärungsfragebogen, der Filme, Bilder sowie Animationen und textuelle Informationen und Fragen zur bevorstehenden Therapie kombiniert. Die Fragen umfassen den aktuellen Gesundheitszustand sowie spezielle therapiebezogene Fragen zur medizinischen Vorgeschichte. Der Fragebogen kann auch speziell auf ein für den Patienten bestehendes Risiko angepasst werden. Um möglichst barrierefrei zu sein, ist die Ausgabe der Texte mittels Sprachausgabe sowie eine Eingabe mittels Stift und Spracheingabe vorgesehen. Nach Ausfüllen des Fragebogens erlaubt das Programm die Erstellung eines Ausdruckes in textueller Form inklusive Bildern und Diagrammen als Basis für das nachfolgende mündliche Aufklärungsgespräch. Aufgrund der standardisierten Fragen kann das Protokoll auch in mehreren Sprachen ausgedruckt werden. Die entscheidenden Vorteile gegenüber Papierfragebögen sind die sofortige und vollständige Verfügbarkeit von Daten. Die Fragen können am Bildschirm des Computers großformatig dargestellt werden, um so zum Beispiel älteren Menschen die Beantwortung zu erleichtern. Ergebnisse können automatisiert ausgewertet, unmittelbar am Bildschirm dargestellt und ausgedruckt werden. Schon im anschließenden Arzt-Patienten-Gespräch können die Ergebnisse aufgegriffen und auch von einem Dolmetscher in einem mehrsprachigen Umfeld übersetzt werden.