Wie viele Energiekosten können durch nicht-investive Maßnahmen, also lediglich durch die Neueinstellung der vorhandenen Haustechnik und Mitarbeitereinbindung, in einem hochtechnischen Gebäude gespart werden? Das war die Frage in einem EU-Energieeffizienz-Forschungsprojekt, das am Fallbeispiel des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern in Linz durchgeführt wurde. Durch technische Maßnahmen und Mitarbeitereinbindung konnten die Energiekosten bisher um 7 % bzw. um über 130.000,- Euro reduziert werden. Weitere Einsparungen sind zu erwarten.
Ein Krankenhaus ist, energietechnisch betrachtet, eine eigene Kleinstadt. Rund um die Uhr muss die Versorgung gesichert sein, um die Patienten entsprechend sicher zu behandeln. Die dazu benötigte Energie ist beispielsweise im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz rund 30 GWh pro Jahr. Der Stromverbrauch stieg in den letzten sechs Jahren jährlich um 3,7 %. Im Zeitraum 2000 bis 2012 verdoppelten sich die Energiekosten. Im Jahr 2011 lagen die Energiekosten bei fast EUR 2 Mio. Das war die Ausgangslage für das von der EU geförderte Forschungsprojekt Re-Co, das die Energiesparpotenziale des Krankenhauses vom Wiener Forschungs- und Beratungsunternehmen e7 Energie Markt Analyse GmbH gemeinsam mit SANTESIS Technisches Gebäudemanagement & Service GmbH analysiert hat.
Re-Co steht für Re-Commissioning und verweist auf die Wiederinbetriebnahme eines Gebäudes. Zu Beginn des Projekts stand die These, dass ein relevantes Energiesparpotenzial lediglich durch die Neueinstellung der vorhandenen Haustechnik und Mitarbeitereinbindung, gegeben ist. So wurde schrittweise eine Neueinstellung von 230 Klima- und Lüftungsanlagen und Raumwärme durchgeführt. Die Einbindung der 2.000 Mitarbeiter erfolgte einerseits durch regelmäßige Informationen im Mitarbeitermagazin und im Intranet, andererseits durch ein Online-Energiequiz. Die Hauptpreise waren ein E-Bike und Freistrom von Enamo. Zusätzlich wurden die Mitarbeiter eingeladen, über den unternehmensinternen Ideenpool Energiesparvorschläge zu melden. Dadurch wird man auf weitere Einsparpotenziale aufmerksam.
Das Ergebnis zeigt auf, dass Energieeffizienzpotenzial vorhanden ist. Während in den letzten Jahren der Stromverbrauch im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz jährlich um 3,7 % stieg, sank er seit Beginn der Maßnahmenumsetzung um über 8,4 %. Die letzten Monate weisen sogar eine Reduktion von über 10 % auf. „Wir haben schon viel erreicht. Es ist uns aber bewusst, dass wir bisher das Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft haben“, sagt Dr. Georg Benke, der zuständige Effizienzexperte von e7 dazu: Zusätzliches Potenzial wird auch durch kleine Investitionen gesehen, die sich aber alle in weniger als zwei bis drei Jahren rechnen sollten. Bei der Fernwärme gelang es, 2013 den Verbrauch um über 8 % zu reduzieren, wobei das Jahr 2013 gegenüber 2011 um rund 4 % kälter war. Zusätzlich besteht noch zwischen 5 bis 7 % Einsparungspotenzial durch bessere Wärmerückgewinnung. In Summe liegen die Einsparungen derzeit bei über 2 Mio. kWh oder mehr als jährlich EUR 130.000,-.
Da einige Maßnahmen erst in den letzten Monaten umgesetzt wurden und einige erst in Zukunft implementiert werden, wird erwartet, dass die Einsparung letztlich bei über 10 % bzw. bei über jährlich EUR 200.000,- liegen wird. Auch das Herz Jesu Krankenhaus in Wien nahm am Re-Co Projekt teil. Dort konnten bis jetzt errechnete 7 % an Energie eingespart werden. Der Ansatz soll nun in weiteren Häusern der Vinzenz Gruppe verfolgt werden.