“In unserem Kinderzentrum werden junge Patienten nach chirurgischen oder kardiologischen Eingriffen versorgt. Hier sind derzeit 15 Schmerzpumpen im Einsatz”, erklärt Dr. Maria Vittinghoff von der klinischen Abteilung für Anästhesiologie für Herz- und Gefäßchirurgie und Intensivmedizin der Medizinischen Universität Graz. “Sobald wir davon ausgehen, dass der postoperative Schmerzmittelbedarf über den OP-Tag hinausgeht, wie etwa bei größeren chirurgischen Eingriffen oder nach Unfällen, setzen wir eine Patienten-kontrollierte Schmerztherapie (PCA) entweder als Regionalanästhesie in Kathetertechnik oder in Form einer intravenösen Schmerzpumpe ein”, so die Medizinerin weiter.
Die Schmerzpumpe wird im Aufwachzimmer am schmerzfreien Patienten angelegt. Eine kontinuierliche Durchflussrate zur “Basisversorgung” wird vorab vom Arzt eingestellt und sorgt dafür, dass der Patient schmerzfrei bleibt. Wird vor allem unter Belastungssituationen (Pflege, Physiotherapie) der Schmerzmittelbedarf größer, so kann der Patient selbst eine gewisse Menge zusätzlich abrufen. Ein Sperrintervall von fünf Minuten bei iv.PCA bzw. von 15 Minuten bei der Regionalanästhesie sowie eine 4-Stunden-Maximalmenge schützen vor Überdosierung. Außerdem werden die Patienten für mindestens 24 Stunden pulsoxymetrisch überwacht. “Gerade Kinder und Jugendliche können sehr gut mit dem System umgehen. Sie haben die Chance auch selbst die Kontrolle zu bewahren und müssen im Anlassfall nicht mehr oder länger Schmerzen ertragen, als sie selbst bestimmen”, resümiert Vittinghoff. Bereits im Rahmen des präoperativen Aufklärungsgespräches wird das Grundprinzip der Schmerzpumpe den Patienten sowie den Eltern erklärt und diese müssen im Fall der Regionalanästhesie auch einwilligen.
Die Tendenz, dass Schmerzmittel, wenn sie schon da sind, auch leicht konsumiert werden, beobachtet Vittinghoff keineswegs: “Das Ausschalten des Schmerzes und die Beeinträchtigung durch Nebenwirkungen liegen hier nahe beieinander. Das reicht vom Taubheitsgefühl bis hin zur Übelkeit. Wenn wir den jungen Patienten erklären, dass es auch zu unerwünschten Wirkungen kommt, beschränken sich bei den meisten Patienten die Bolusanforderungen auf das, was unbedingt nötig ist.” Postoperative Schmerztherapie mit Schmerzpumpen ist allerdings nicht auf größere Kinder und jugendliche Patienten beschränkt, sondern kommt auch bei Säuglingen und Kleinkindern zum Einsatz. Die Schmerzpumpe wird dann vor allem auf der Intensivstation vom Pflegepersonal oder auf der Normalstation von den Eltern bedient.
Für die Betreuung und Überwachung von Patienten mit Schmerzpumpen gibt es exakte Arbeitsanweisungen. Mindestens viermal täglich werden der Schmerzscore erhoben und etwaige Nebenwirkungen erfasst. Bei den regelmäßigen Visiten wird die Einstellung der Pumpe den aktuellen Bedürfnissen der Patienten angepasst. “Im letzten Jahr hatten wir bei insgesamt 516 Kindern und Jugendlichen Schmerzpumpen im Einsatz, davon rund 300 Regionalanästhesien und der Rest intravenös. Gemessen an den Betreuungstagen haben wir erhoben, dass die Pumpen im Schnitt vier Tage verwendet werden”, so Vittinghoff. Sie ist überzeugt, dass der Trend weiter zum Einsatz der Medizinprodukte geht, denn die Behandlungsqualität steigt deutlich: “Durch die Eigenverantwortung zum Abrufen zusätzlicher Schmerzmitteldosen können die Zeitintervalle von unangenehmen Schmerzepisoden für den Patienten erheblich reduziert werden.” “Klein anfangen und dran bleiben” ist das Motto, wenn daran gedacht wird, von herkömmlichen Therapien auf Schmerzpumpen umzusteigen. Die Entscheidung zur Einführung sollte jedenfalls von allen Beteiligten einer Abteilung gemeinsam getroffen werden und vor allem auch das Pflegepersonal involvieren. “Wir haben zu Anfang den Einsatz bei orthopädischen Eingriffen erprobt und das dann sukzessive ausgeweitet”, rät Vittinghoff.