Lagerhaltung ist ein Kostenfaktor. Der steigende Preisdruck im Gesundheitssystem hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen europäische Zentrallager angelegt haben, deren Inhalt im Pandemiefall nicht oder nur bedingt in Österreich verfügbar ist. Insbesondere bei Schutzausrüstung führte außerdem die Just-in-Time-Produktion zu insgesamt niedrigen Lagerbeständen in Europa.Derzeit werden die Kosten für die Lagerhaltung einzig und allein der Medizinprodukte-Branche angelastet. Diese müssen auf die öffentliche Hand übergehen, denn schließlich profitiert das gesamte Gesundheitssystem von durchdachter Lagerhaltung – und letztendlich alle Patienten von verbesserter Versorgungssicherheit. Die Bundesländer haben in diesem Bereich bereits gehandelt. So hat etwa die Stadt Wien über den Sommer Medizinprodukte im Wert von etwa 50 Millionen Euro eingelagert. Die AUSTROMED bringt im Dialog mit den politischen Entscheidern gerne die Expertise der Branche ein.
DI Dr. Christa Wirthumer-Hoche Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht „Wir müssen die guten Netzwerke und die hohe Kooperationsbereitschaft der vergangenen Monate nutzen, um nun gemeinsam eine Lösung zu entwickeln, wie eine stärkere Bevorratung mit Medikamenten und Medizinprodukten organisiert werden kann. Entscheidend ist auch die entsprechende Logistik dahinter, nachdem es sich um sensible Produkte mit einer beschränkten Haltbarkeit handelt.“ |
Peter Lehner Obmann der Sozialversicherungsanstalt der Selbstständigen (SVS) „Länder, Bund und Sozialversicherungen müssen zusammenarbeiten, um eine dezentrale Lagerhaltung zu ermöglichen, und diese Lager auch sinnvoll bewirtschaften. Zentrallager in Europa können schon helfen, sind aber bei systemkritischen Produkten auch nicht die beste Lösung. In Summe ist die Beschaffung und Lagerhaltung von Medizinprodukten und Medikamenten auch eine Frage von Wirtschaftsgesprächen mit Ärzten und Apothekern sowie Spitalsbetreibern, denn Lagerhaltung sind Kosten.“ |
Reg. Rat. Dipl. KH-BW Nikolaus Koller, MAS MBA Präsident der Bundeskonferenz der österreichischen Krankenhausmanager „Eine Vorratshaltung ist unbedingt notwendig, das heißt, wir müssen uns überlegen, wie Pandemielager auszusehen haben. Insgesamt braucht es für den gesamten Gesundheitssektor einen Plan zur Unabhängigkeit, das heißt für Medizinprodukte oder für Schutzausrüstung aus österreichischer oder EU-Produktion. Ziel sollte die Einrichtung von Pandemielagern mit einem Einmonatsbedarf dezentral und einem Viermonatsbedarf zentral sein.“ |