Um die Forschung im Kampf gegen das Coronavirus weiter zu beschleunigen, stellte die Europäische Kommission im EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon 2020“ für die Bekämpfung von COVID-19 insgesamt 47,5 Millionen Euro bereit. Einen Boost für die Corona-Forschung über die Ländergrenzen hinweg gab es durch die Teilnahme Österreichs an der multilateralen Ausschreibung des EUREKA-Netzwerks. Dabei wurden heimische Unternehmen bei der Umsetzung von marktnahen Forschungsprojekten mit Unternehmen in anderen Ländern unterstützt. In Österreich zogen das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie nach: 26 Millionen Euro wurden für vielversprechende Projekte in der Corona-Forschung in Form nicht rückzahlbarer Zuschüsse vergeben. Dazu wurde noch im März 2020 als Sofortmaßnahme der „Corona Emergency Call“ mit einem beschleunigten Verfahren durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gestartet. Die geplanten Projekte sollen rasch umgesetzt werden, daher liegt der Entwicklungszeitraum bei maximal zwölf Monaten. Bereits Ende Mai lag das Ergebnis nach zwei Förderentscheidungen vor.
Einreichen konnten österreichische Unternehmen jeder Größe. Um eine rasche Umsetzung zu gewährleisten, sollte bereits auf Vorarbeiten aufgebaut werden. Eingereicht werden konnten Forschungsprojekte und klinische Studien, die die Wirksamkeit bereits bestehender Medikamente im Kampf gegen Corona erforschen sollen. Auch Forschungsvorhaben, die sich mit der Biologie des Virus und seiner Übertragung, der Infektionsprävention und -kontrolle und der Forschung und Entwicklung von Therapieverfahren sowie neuer diagnostischer Ansätze beschäftigen, waren gefragt. Unter dem Aspekt von Fertigungsstrategien wurden alternative und innovative industrielle Fertigungsstrategien in medizinisch kritischen Bereichen unterstützt. Die Ausschreibung umfasste auch Forschungs- und Entwicklungsaspekte bei der Fertigung von medizinischen Geräten oder Schutzausrüstung. Im Fokus standen Fertigungsstrategien, die es rasch möglich machen, eine Produktion umzustellen, um medizinische Hilfsgüter anstatt der herkömmlichen Produkte oder zusätzlich zu diesen zu fertigen. Ziel war es, Österreich in diesem Sektor rasch vom Weltmarkt unabhängig zu machen, indem im Land die notwendigen Hilfsgüter wie Schutzausrüstung, Oberflächenbeschichtungen, medizinische Geräte und deren Teile, die dabei helfen, das Coronavirus weiter einzudämmen, hergestellt werden.Insgesamt wurden 132 Projekte eingereicht, von denen 45 eine Förderung erhielten. Die geförderten Projekte verteilen sich auf acht Großbetriebe, 37 Klein- und Mittelbetriebe, davon drei Start-ups, in allen Bundesländern. Von den 45 Projekten kann ein Drittel dem Bereich der innovativen, industriellen Fertigungstechnologien zugeordnet werden. Im Bereich Diagnostika sind es beispielsweise neue Schnelltests oder innovative Detektionssysteme für den verlässlichen Nachweis von COVID-19 oder ein Messsystem zur Früherkennung von Veränderungen der Körpertemperatur. Im Bereich der Prävention und Infektionskontrolle sind es KI-unterstützte Diagnose- oder Modellierungssysteme ebenso wie die Herstellung und Wiederaufbereitung von medizinischer Schutzausrüstung.
Als Antwort auf die Corona-Pandemie initiierte der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) eine SARS-CoV-2-Akutförderung – ein Fast-Track-Verfahren für Forschungsanträge, die sich mit der Prävention, Früherkennung, Eindämmung sowie der Erforschung von SARS-CoV-2 beschäftigen und besonders auf internationale Kooperationen setzen. Die Einreichfrist läuft vorerst bis Ende September 2020, gefragt ist Grundlagenforschung aller Fachgebiete. Zielgruppe sind Wissenschaftler aller Fachdisziplinen. Damit soll ein Beitrag zum globalen Wissensaustausch geleistet werden, indem Ergebnisse der wissenschaftlichen Community und der Gesellschaft frei zur Verfügung gestellt werden. Eingereicht werden können Einzelprojekte, Programme zur klinischen Forschung, internationale Programme und Auslandsstipendien.
Für die Erforschung von SARS-CoV-2 und COVID-19 wird wissenschaftlichen Einrichtungen die Nutzung von Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) des österreichischen Gesundheitswesens ermöglicht. Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) hat dazu im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) eine Datenplattform eingerichtet. Für die wissenschaftliche und inhaltliche Begleitung der Datenplattform und die fachliche Aufsicht darüber wurde ein Beirat eingesetzt. Im Sinne des Datenschutzes werden Forschungseinrichtungen durch den Beirat akkreditiert, bevor sie einen Datenzugriff erhalten. Nach erfolgter Akkreditierung sind die Daten des EMS von Forschungseinrichtungen nutzbar und sollen dazu dienen, das Verständnis der Pandemie zu erhöhen. Forschungsarbeiten, die unter der Verwendung der EMS-Daten publiziert werden, werden auf der Website bekannt gemacht. Die Website bietet neben der Akkreditierung von wissenschaftlichen Einrichtungen auch allgemeine Informationen zu nationalen und internationalen Datenangeboten bezüglich SARS-CoV-2 und COVID-19 und richtet sich damit an die interessierte Öffentlichkeit.
Verzögerungen in der Produktion und Entwicklung, aber auch Unterbrechungen in Lieferketten und die Unsicherheiten in ganzen Branchen stellten auch innovative Start-ups vor große Herausforderungen. Um Finanzierungs- und Liquiditätsprobleme zu vermeiden, wurde vom Austria Wirtschaftsservice (aws) ein COVID-19-Start-up-Hilfsfonds eingerichtet, der Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Einlagen von Investoren von mindestens EUR 10.000 durch einen Zuschuss verdoppelt. Dieser Zuschuss muss im Erfolgsfall zurückgezahlt werden.
Österreich ist ein Forschungs- und Innovationsland – das hat sich auch in dieser Krise bewiesen, indem rasch, flexibel und unbürokratisch gemeinsam an dringend benötigten Lösungen gearbeitet wurde. Bei der Vergabe von Förderungen sollte immer im Auge behalten werden, dass der gesamte Produktzyklus von der Idee bis zur Erstattung von der Förderung abgedeckt ist. Keinem Unternehmen ist geholfen, wenn eine gute Idee auf den Weg kommt, jedoch dann die Umsetzung stockt und eine Begleitung bis zum Markteintritt fehlt. AUSTROMED hat mit der Plattform Medizinprodukte initiiert, dass dieser Gesamtprozess eines Medizinproduktes in der Kerngruppe der Plattform abgebildet wird, insbesondere im Hinblick auf die Implementierung der neuen EU-Verordnungen über Medizinprodukte und In-vitro Diagnostika.