Gemeinsam erfolgreich

Wie das gelingen kann, wird im Mittelpunkt einer Session am #MTF stehen. Geplant und umgesetzt wird diese spannende Diskussionsrunde von DI Josef Schabauer, AUSTROMED-Vorstandsmitglied, und Patrick Boisseau, Strategic Initiatives, Director General, MedTech Europe. Vorweg kann schon verraten werden: Es gibt viele gute Gründe, warum traditionelle Unternehmen mit jungen Start-ups gemeinsame Sache machen sollten! Während für die einen der Zugang zu neuen Technologien, eine flexible Unternehmensstruktur und hohes Risikopotenzial zum Tagesgeschäft gehören, können die anderen die erforderlichen Ressourcen, Finanzmittel sowie bestehende Netzwerke einbringen.

Welche Schwerpunkte werden Sie bei Ihrem Input am MedTech Forum setzen?
Boisseau: In den letzten Jahren haben wir Start-ups eingeladen, damit sie die Branchenführer kennenlernen und alle voneinander lernen können. Wir sind stolz darauf, dass eine Session ausgewählten Start-ups gewidmet ist, die ihre Entwicklungen vorstellen und ihre Kooperationsmodelle mit den globalen MedTech-Playern präsentieren können. Das MedTech Forum ist die größte Konferenz für Gesundheit und Medizintechnik in Europa und seit 2007 eine Schlüsselveranstaltung. Globale MedTech-Unternehmen sowie Stakeholder der Gesundheitsversorgung kommen zusammen, um sich mit aktuellen Themen und Chancen in der Medizintechnikbranche der Zukunft zu beschäftigen.
Schabauer: Ich habe selbst in meiner Laufbahn beide Welten erlebt und möchte daher vor allem einen tieferen Einblick eröffnen. Wir wollen große Unternehmen mit Start-ups zusammenbringen und zeigen, was geht, aber auch, was nicht geht. Die Erfahrung von gelungenen Kooperationen soll dargestellt werden und ausgewählte Start-ups werden ihren Weg darstellen. Gemeinsam wollen wir versuchen herauszufinden, was die Erfolgsfaktoren und Hürden sind, die gemeistert werden müssen. Es wird nach einer Einleitung ein kurzes Impulsreferat geben, danach die Diskussion und den Austausch.

 

Warum ist es wichtig, dass traditionelle Medizinprodukte-Betriebe und Start-ups besser vernetzt werden?
Boisseau: Medtech-Start-ups sind als starke Innovatoren in ihrem Bereich anerkannt, sie führen oft die sehr frühe Entwicklungsphase sowie erste klinische Tests durch. Für gewöhnlich sind sie mit den besten wissenschaftlichen Kompetenzzentren sowie Universitätskliniken sehr gut vernetzt. In der späten Entwicklungsphase, bei klinischen und behördlichen Genehmigungen sowie beim Marktzugang müssen innovative Start-ups zumeist mit globalen Medtech-Unternehmen zusammenarbeiten. Es ist wichtig, die Kooperation zwischen Start-ups und globalen Unternehmen zu fördern, um einen Transfer von Technologien und Lösungen zu ermöglichen und die Chancen zu erhöhen, dass diese Lösungen auch bei den Patienten und medizinischen Fachkräften ankommen.
Schaubauer: Start-ups in Österreich haben gute Ideen, sind smart und innovativ. Kommen die Ideen dann aber in die Phase von klinischen Studien, fehlt es meist an Geld und Know-how, wie man das Produkt bis zur Marktreife bringt, oder um Fragen der Evaluierung und Patentierung zu beantworten. Hier können dann etablierte Unternehmen ihre Vorteile ausspielen.

 

Wo sind derzeit die größten Hürden für eine intensivere Zusammenarbeit?
Boisseau: Zu den Hürden für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Start-ups und globalen Medtech-Unternehmen gehören unterschiedliche Prioritäten und Timelines, organisatorisch-kulturelle Unterschiede, Bedenken im Hinblick auf geistiges Eigentum, die Erfüllung gesetzlicher Auflagen, eingeschränkte Ressourcen, Herausforderungen bei der Integration, Wettbewerbsdruck sowie mangelndes Vertrauen.
Schabauer: Aus Erfahrung kann ich sagen: Man muss an der richtigen Stelle beginnen. Meist braucht es ein globales Netzwerk, das viele Start-ups zu Beginn nicht haben. Oft ist die österreichische Niederlassung dafür nicht der richtige erste Ansprechpartner, auch wenn dann im Zuge der weiteren Kooperation hierzulande die Fäden gezogen werden. Wenn man eher ans Ende des Entwicklungsprozesses geht, dann sind es oft die Vergütung und die Erstattung, die für Start-ups eine Hürde darstellen. Große Unternehmen haben hier schon eigene Abteilungen und wissen, wie man ein Produkt in das Erstattungssystem bringt.

 

Was muss aus Ihrer Sicht der nächste Schritt sein, um das Thema voranzubringen?
Boisseau: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Kooperation zwischen Start-ups und globalen Medtech-Unternehmen zu fördern, etwa die Erstellung eigener Kooperationsplattformen oder die Förderung einer offenen Innovationskultur. Wichtig sind zudem die Förderung von Networking-Möglichkeiten, die Zurverfügungstellung von Ressourcen und Unterstützung, eine Straffung des Kooperationsprozesses, Investitionen in Partnerschaften und Joint Ventures sowie das Messen und Auswerten der Auswirkungen der Kooperationsprogramme.
Schabauer: Ich denke, dass es High-Level-Netzwerke bis zu wichtigen Entscheidungsträgern braucht, um erfolgreich zu sein. In einem Start-up erreicht man den Geschäftsführer einfach – das ist der Gründer, Entwickler und Umsetzer in einer Person. Bei internationalen Konzernen ist es hier nicht so einfach, zum Chef durchzukommen und die eigene Idee zu präsentieren. Man muss weltweit recherchieren, ob die eigenen Produkte wirklich einzigartig sind und sich dann weltweit vernetzen. Vertrauen, Kontakte und starke Empfehlungen sind ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dafür möchte ich beim MedTech Forum das Bewusstsein schaffen und erste Anstöße geben.