Große Probleme mit den kleinen Knochen

Die Behandlung von Verletzungen der Hand- und Fußwurzel hat sich seit dem Erscheinen der 1. Auflage „Technik der Knochenbruchbehandlung“ von Lorenz Böhler im Jahre 1929 wesentlich verändert. Sein Leitsatz „Da die Ergebnisse der Behandlung nicht überall gute sind, versuche ich die Fehler zu finden, welche an den Misserfolgen die Schuld tragen“ gilt aber immer noch. Die Rekonstruktion frischer und veralteter Verletzungen im Bereich der Hand- und Fußwurzel stellt aufgrund der anatomischen Gegebenheiten eine große Herausforderung dar. Die 49. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie wird sich daher unter dem Motto „Große Probleme mit den kleinen Knochen“ den Verletzungen der Hand- und Fußwurzel widmen.
Themenschwerpunkte werden die Frakturen und Luxationsfrakturen der Handwurzel unter Miteinbeziehung primär und sekundär rekonstruktiver Operationstechniken bis hin zu den sogenannten Rettungsoperationen nach fehlgeschlagenen Rekonstruktionen sein. Der zweite Themenschwerpunkt gilt den Frakturen und Luxationsfrakturen des Fersenbeines, des Sprungbeines, der Fußwurzel sowie den Luxationsfrakturen des Chopart’schen und Lisfranc’schen Gelenkes unter Miteinbeziehung der sekundär rekonstruktiven Operationstechniken wie Bandplastiken und Arthrodesen.

 

Nachgefragt bei…

… Prim. Dr. Andreas Pachucki, Präsident der ÖGU 2012/2013

Welche Rolle spielen Medizinprodukte bei der Entwicklung Ihres Faches?
Kongresse und Fachtagungen haben immer zum Ziel, sich mit anderen Experten zu treffen und Verbesserungen zu besprechen. Im Vordergrund der Jahrestagung steht sicherlich die Steigerung der Qualität im Erzielen von Repositionsergebnissen. Der Anspruch des Einrichtens ist heute ein anderer als früher, als nur die ungefähre Form des Knochens wiederhergestellt wurde. Heute stellt man hingegen jede einzelne Gelenkfläche wieder her. Das ist mit stabileren Fixationsmöglichkeiten und einer verbesserten Bildgebungstechnik verbunden, mit denen wir dreidimensional unsere Ergebnisse kontrollieren und überprüfen können. Zu diesen Verbesserungen haben Medizinprodukte viel beigetragen. Sie sind wichtige Tools, ohne die wir diese Ergebnisse nicht erzielen können.

Wo liegt weiteres Entwicklungspotenzial?
Potenzial ist noch vorhanden, etwa dass wir bei jeder OP über Dreidimensionalität in Echtzeit verfügen. Hier werden durchaus passende Geräte angeboten, die es erlauben, während der Operation die Präzision der Arbeit am einsehbaren Knochen zu überprüfen.

Hat der demografische Wandel die Anforderungen an die Unfallchirurgie verändert?
Der Altersschnitt ist sicher höher und wir haben mehr Patienten mit osteoporotischen Knochen. Auch hier bieten Osteosynthesematerialien mit der Möglichkeit einer winkelstabilen Verankerung zwischen Schrauben und Platten eine bessere Fixierung von osteoporotischen Knochen.
Am Verletzungsmuster selbst hat sich wenig verändert. Schwere Handwurzelverletzungen erleiden nach wie vor Zweiradfahrer oder Wintersportler sowie Menschen nach Motorradunfällen und Stürzen als klassischen Arbeitsunfällen.

Was sind Ihre persönlichen Wünsche an die Tagung?
Ich erwarte mir viele kleine Tipps und Tricks in der Technik des Einrichtens, weil gerade bei den kleinen Knochen die Rekonstruktion sehr aufwendig ist. Das sind oft kleine Handgriffe, die man nicht aus Büchern oder dem Internet lernen kann. Hier ist man auf erfahrene Kollegen angewiesen. Das ist aus meiner Sicht die Stärke einer Tagung.

Sie haben vor allem Kollegen aus dem Fachbereich Orthopädie und physikalische Medizin sowie Physio- und Ergotherapeuten eingeladen. Mangelt es in der Praxis an der Kooperation zwischen den Berufsgruppen?
Es ist hier unglaublich viel geschehen, das Zusammengehörigkeitsgefühl hat sich verstärkt. Dennoch ist es nötig, dass alle Berufsgruppen von der Erstversorgung bis hin zur Reintegration der Patienten in den Alltag die Zusammenarbeit weiter intensivieren. Manchmal fehlt es an der Wertschätzung der Nöte des Akutbehandlers oder des Nachbehandlers, daher ist es mir ein großes Anliegen, dass die unterschiedlichen Berufsgruppen auf der Tagung gemeinsam das persönliche Gespräch finden und damit auch mehr Verständnis für die gegenseitigen Anliegen entwickeln.

 

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49. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU)
3.–5. Oktober 2013, Salzburg

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