Gerade in Zeiten knapper Ressourcen geht es beim Leistungsanbieter Krankenhaus darum, überholte Organisationsstrukturen durch neue Formen von Kooperation und Koordination zu verbessern. Mittlerweile stehen zahlreiche Vernetzungsangebote im poststationären, aber auch im präventiven Bereich zur Verfügung. „Das Hauptziel im intramuralen wie auch im externen Bereich heißt nach wie vor intensive Zusammenarbeit“, sagt Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes ÖGKV. „Vor allem in der mobilen Pflege sind verstärkt soziale Komponenten zu berücksichtigen“, so Frohner.
Durch eine geplante und abgestimmte Überleitung können Patienten früher entlassen werden, während die niedergelassenen Ärzte die Behandlung bei gleichzeitiger organisatorischer Entlastung optimieren können. Die ambulanten Pflegedienste oder die nachfolgende Einrichtung profitieren dabei von der verbesserten Koordination und können ihre personellen Ressourcen besser einsetzen. „Der Patient – unser Klient – soll bereits bei der Aufnahme spüren, dass er in den gesamten Entlassungsprozess involviert ist“, meint Frohner. Neben der üblichen Kontaktaufnahme zum Hausarzt und diversen Behörden steht die Koordination mit den Angehörigen als wichtiger Vernetzungsaspekt im Vordergrund. Den Beteiligten gibt es das Gefühl der Mitbestimmung, für den Pflegebereich bedeutet es in vielen Fällen die Entlassung des Pflegebedürftigen in ein kompetentes Umfeld. Wo das nicht funktioniert, sind soziale Dienste, wie etwa ein Besuchsdienst oder „Essen auf Rädern“ gefragt. Insgesamt, so Frohner, machen wir damit sehr gute Erfahrungen. Ein weiterer Vorteil für chronisch kranke Menschen oder onkologische Patienten: Durch die niedrigschwelligen Angebote in der mobilen Pflege wird die Therapieakzeptanz erhöht.
Problemzentrierte Behandlungskonzepte kommen auch bei der Stomabehandlung oder einem gut organisierten Wundmanagement zum Einsatz. Speziell bei chronischen Wunden muss sichergestellt sein, dass der Patient auch poststationär gut versorgt ist. Durch die Kommunikation zwischen den einzelnen Bereichen Krankhaus–niedergelassener Bereich–Patient–Angehörige lässt sich auch hier eine gute Vernetzung erzielen.
Zum Thema Schnittstellenfunktion im Spital meint die Pflegeexpertin: „Intramural funktionieren die Behandlungspfade zwischen medizinisch-pflegerischem Personal grundsätzlich gut, weil hier ja die Strukturen sehr genau definiert sind.“ Wichtig ist hier ein gut zusammengestelltes Team, in dem jeder seine „Rolle“ wahrnimmt. Noch nicht so gut ausgereift ist hingegen die Umsetzung eines pflegerischen Konsiliardienstes bei stationär untergebrachten Patienten mit speziellen Problemen, etwa für onkologisch Erkrankte. Das spezielle Wissen des Pflegpersonals könnte bedarfsorientierte Angebote ermöglichen und so die Zahl und Dauer von Krankenhausaufenthalten senken.
Vernetzung ist auch im Rahmen eines gelungenen präventiven Versorgungsangebotes ein vordringliches Thema. „Es wäre zielführend, entsprechende soziale Kontakte schon vor einer eventuellen Pflegebedürftigkeit herzustellen oder die Angehörigen auf diese Situation vorzubereiten“, ist Frohner überzeugt. Barrieren sieht die ÖGKV-Präsidentin vor allem in städtischen Ballungsräumen, etwa die soziale Isolation oder lange Wartezeiten in den Spitälern. Sparmaßnahmen wiederum dürften nicht zulasten des Personals gehen. Doch eines ist klar: Aufgrund der Altersstruktur in unserer Gesellschaft steigt auch der Pflegebedarf. Frohner: „Die Pflege darf nicht auf bessere Zeiten warten, sie muss jetzt durch neue Strukturen ihren gesicherten Platz im Gesundheitssystem schaffen.“