Eine der wesentlichen Anforderungen an Händedesinfektionsmittel ist deren antimikrobielle Wirksamkeit. Viele Händedesinfektionsmittel basieren auf Alkohol wie Ethanol, Iso-Propanol, n-Propanol oder Gemischen dieser Alkohole, die über einen schnellen Wirkungseintritt und ein breites antimikrobielles Wirkspektrum verfügen. Entscheidend für die Auswahl eines Desinfektionsmittels ist das Wissen, welche Art von Mikroorganismen in welcher Ausgangszahl über welche Zeit sicher abgetötet oder inaktiviert werden sollen. Angaben zum abgedeckten Erregerspektrum finden sich entweder auf den Gebinden der Händedesinfektionsmittel selbst oder sie können fallweise aus den unterschiedlichen Expertisenlisten medizinischer Fachgesellschaften entnommen werden. Bei der Auswahl eines gelisteten Präparates aus der Expertisenliste der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP), des Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) oder des Robert-Koch-Institutes (RKI) kann dessen antimikrobielle Wirksamkeit für die genannten Mengen und Einwirkungszeiten als sicher angenommen werden. Zu beachten ist allerdings, dass weder die Verträglichkeit auf Händen noch die Akzeptanz der Anwender von Expertisenlisten beurteilt werden können.
Unter praxisnahen Bedingungen erfüllen die meisten Präparate die Wirksamkeitsanforderungen der europäischen Norm EN 1500, wobei zunehmend viele Händedesinfektionsmittel die Anforderungen der EN 1500 bereits innerhalb von 30 oder sogar 15 Sekunden erreichen können. Händedesinfektionsmittel, die vom Hersteller mit einer Einwirkungszeit über 1 Minute ausgelobt sind, sind aus klinischer Sicht nicht praxistauglich.
Die vollständige Benetzung der Hände mit dem Händedesinfektionsmittel ist Grundvoraussetzung, damit eine sichere Desinfektion erreicht werden kann. Dazu ist das sorgfältige Verreiben des Präparates auf den vollständig trockenen Händen erforderlich; in der Praxis dauert das 22 bis 28 Sekunden und kann daher bei Händedesinfektionsmittel mit sehr kurzen Einwirkungszeiten oft nicht erreicht werden. Aus rein mikrobiologischer Sicht ist jedoch hinsichtlich der antimikrobiellen Wirksamkeit eines alkoholischen Händedesinfektionsmittels klar, dass je mehr und je länger dieses verwendet wird, umso höhere mikrobielle Reduktionsfaktoren auf den desinfizierten Händen erreicht werden können.
Für den klinischen Anwender spielen oft objektiv messbare Leistungen wie antimikrobielle Effektivität eine geringere Rolle als subjektive Aspekte wie Geruch, Farbe oder Gefühl auf den Händen. Die Akzeptanz eines Händedesinfektionsmittels lässt sich jedoch nur schwierig messen.
DFP-LiteraturfortbildungDieser Bericht beinhaltet einen Teilaspekt aus dem DFP-Beitrag „Kriterien zur Bewertung von Händedesinfektionsmittel für die hygienische Händedesinfektion.“ von Prof. Dr. Ojan Assadian, Institute for Skin Integrity and Infection Prevention, E-Mail), erschienen in „die PUNKTE 2/2015 bzw. auf www.meindfp.at.
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