Im Notfall nachschlagen

Beim Austrian Patient Safety Course im Vorfeld des Österreichischen Anästhesiekongresses AIC wird nach dem Konzept der European Society of Anesthesiology (ESA) in Zusammenarbeit von ÖGARI und der Österreichischen Plattform für Patientensicherheit (ANetPaS) ein eintägiger Kurs einen Überblick über die relevanten Aspekte des klinischen Risikomanagements mit dem Schwerpunkt Patientensicherheit im perioperativen und intensivmedizinischen Umfeld geben.
Prim. Dr. Helmut Trimmel, MSc, Leiter der Abteilung für Anästhesie, Notfall- und Allgemeine Intensivmedizin im Landesklinikum Wiener Neustadt und Leiter des NÖ Zentrums für Medizinische Simulation und Patientensicherheit, widmet seine Präsentation bei dieser Gelegenheit unter anderem der Vorstellung der ESA Crisis Checklist, die im Frühjahr 2014 in den Spitälern der Niederösterreichischen Landeskliniken-Holding implementiert wurde.

Ein europäisches Projekt

Nachdem 2010 die Helsinki Declaration on Patient Safety in Anaesthesiology von allen europäischen Staaten ratifiziert wurde, benötigte die ESA drei Jahre, um ein Patient Safety Starter Kit zu erstellen. Dieses Maßnahmenpaket beinhaltet neben Vorträgen, Leitlinien oder Empfehlungen, etwa zur Implementierung von Incident Reporting Systemen, auch Checklisten für Notfallverfahren. „Nach dem Vorbild der Pilotenhandbücher für Notfälle bieten diese Checklisten unkomplizierte Stützen speziell für seltene und schwierige Notfälle wie etwa maligne Hyperthermie oder interoperativen Myokardinfarkt, die zu selten vorkommen, um sie aus der Routine heraus zu kennen“, erläutert Trimmel. „In den vergangenen Jahrzehnten konnte die perioperative Sterblichkeit im OP dramatisch reduziert werden, dennoch gibt es seltene Fälle, die nicht trainierbar sind – außer am Simulator.“ Für genau diese Situationen bietet die ESA Crisis Checklist logische Lösungswege, die einfach umsetzbar sind. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus PD Dr. Gerhard Fritsch, Universitätsklinikum Salzburg, Prim. Dr. Trimmel und Chefarzt PD Dr. Sven Staender, Anästhesist und Intensivmediziner am Schweizer Spital Männedorf und Chairman der Patient Safety Task Force der ESA, hat diese Checklist ins Deutsche übersetzt und im Rahmen einer Studie in mehreren Häusern eingeführt, um deren Auswirkungen auf das Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeiter zu testen. Die Resonanz war durchwegs positiv und läutete eine Phase der europaweiten Verbreitung ein. Die Verbreitung in den Spitälern der NÖ Landeskliniken-Holding, als einem der vermutlich weltweit größten Krankenhausbetreiber, zeigt eindrucksvoll, dass die Checkliste die anästhesiologischen Standards verbessern hilft.

Leicht zu handeln

Seit dem Frühjahr 2014 steht die Checkliste an jedem Anästhesiearbeitsplatz der Spitäler der NÖ Holding zur Verfügung. Die Liste liegt den Häusern in digitaler Form vor und kann so je nach Bedarf adaptiert bzw. durch Zusatzinformation wie die geeignete Medikation ergänzt werden. „Im Arbeitsalltag hat sich die als PDF- oder Word-Datei ausgedruckte und in Spezialkunststoff folierte Checkliste als sehr praktikabel erwiesen“, sagt Trimmel. Der Vorteil besteht darin, dass jeder Anwesende im OP die einzelnen Schritte vorlesen kann, sodass der Anästhesist parallel dazu die jeweils erforderlichen Maßnahmen setzen kann. Die Verwendung der Checkliste wird selbstverständlich trainiert, vielen Ärzten dient sie auch als „Lektüre“ im OP, während der „Stehzeiten“. „Die Liste hat erfahrungsgemäß sowohl einen edukativen Charakter als auch die Funktion einer Notfall-Checkliste“, ergänzt Trimmel. Und – last but not least – ein schlagendes Argument sind die Kosten: Die ESA Crisis Checklist schlägt in dieser Form lediglich mit geschätzten 7 Euro pro Liste zu Buche.

 

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AIC

Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin

Termin: 26.-29. November 2014
Ort: Design Center Linz
Im Vorfeld: Austrian Patient Safety Course
Termin: Mittwoch, 26. November 2014
www.oegari.at