Patienten mit einer neurogenen Blasenentleerungsstörung können ihre Harnausscheidung nicht willkürlich steuern. In der Akutphase kommt es zu einem Harnverhalten und in den meisten Fällen werden diverse Dauerableitungen gelegt. Für den Fall, dass Betroffene den Intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK) erlernen sollen, wird die Bezugspflege aktiv. Die Patienten erhalten einen Trinkplan, der als Richtlinie für die Flüssigkeitszufuhr dient. Der Plan sieht vor, dass zu bestimmten Zeiten eine bestimmte Menge an Flüssigkeit zugeführt wird, damit sich zu definierten Standardkatheterisierungszeiten – das ist 6.00 Uhr, 13.00 Uhr, 19.00 Uhr und 24.00 Uhr – nicht mehr als 500 ml Harn in der Blase befinden. Trink- und Ausscheidungsmenge müssen dokumentiert werden.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Betroffene mit dieser Form der vorgegebenen Trinkzeiten und den Mengen des Trinkplans nicht zurechtkommen. Die Schwierigkeiten, individuelle Katheterisierungszeiten zu eruieren, sind oft einer der Gründe, weshalb Betroffene den ISK ablehnen und sich für eine suprapubische Ableitung entscheiden. Auch „Trinkvorgaben“ werden oft als unangenehme Einschränkungen empfunden. Eine Lösung stellt die Analyse des individuellen Trinkverhaltens des Patienten mit einem individuell erstellten Entleerungsschema dar. Damit kann negativer Erfahrung mit zu hohen Harnmengen entgegengewirkt und die Motivation zum ISK gestärkt werden.
Zu Beginn der Einschulung wird mit den Patienten die Vorgehensweise des Projekts besprochen. Sie werden befragt, wann und wie viel Flüssigkeit sie für gewöhnlich zu sich nehmen und sie werden gebeten, das Trink- und Ausscheidungsverhalten mit Datum, Uhrzeit und Menge für zwei Wochen in einem Bilanzheft zu dokumentieren.
In dieser Phase der Einschulung wird der Intermittierende Katheterismus (IK) von der Pflege übernommen, damit sich der Patient auf die jeweiligen Trinkgewohnheiten und die Dokumentation der Einfuhr und Ausfuhr konzentrieren kann. Nach regelmäßigen Ultraschallkontrollen wird der IK bei einer Füllmenge von ca. 500 ml durchgeführt. Diese Phase erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Betroffenen und der Pflege und verlangt ein hohes Maß an Disziplin und Geduld. Danach wird ein individuelles Katheterisierungsschema erstellt und mit dem Erlernen der Durchführung des ISK über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen begonnen.
In der Praxis zeigte sich, dass unregelmäßige, hohe Trinkmengen zu Harnmengen von mehr als 500 ml führten und einen IK häufiger als sechsmal pro Tag erforderlich machen, sodass individuell fixe Katheterisierungszeiten nicht möglich sind. Richtlinien sind daher erforderlich, aber nicht in Form des Trinkplanes, sondern einer Trinkmenge. Sobald sich ein optimales Schema ergibt, kann die Bezugspflege mit der Einschulung zum ISK fortfahren und die Ultraschallkontrollen können beendet werden.