Als große Gruppen gelten die Belastungs- bzw. Stress-Inkontinenz auf der einen und die Drang- oder Urge-Inkontinenz auf der anderen Seite. Daneben gibt es noch Misch- und Sonderformen. Während bei der Stressinkontinenz nach einer klinischen Basisuntersuchung ein Therapieversuch ohne weitere Abklärung statthaft ist, bedarf es bei der Urge-Inkontinenz vor Behandlungsbeginn des Ausschlusses zugrundeliegender behandelbarer Erkrankungen.
Die Ursachen einer Belastungs-Inkontinenz sind bei den Geschlechtern unterschiedlich. Während bei Frauen vor allem Beckenbodendefizite durch Alter, Adipositas, Geburten oder Miktionsverhalten verantwortlich sind, handelt es sich beim Mann vorwiegend um Trauma- oder OP-Folgen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig. Der konservative Ansatz besteht im Beckenbodentraining, unterstützt durch Elektrostimulation oder Biofeedback. Die führenden minimalinvasiven Verfahren bei der Frau sind TVT-O (Tension Free Vaginal Tape Obdurator) und Mini-Arc sowie beim Mann die „Advance-Schlinge“. Seit 2004 ist in der EU die Substanz Duloxetin zugelassen – ein chiraler Arzneistoff aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), der in der Behandlung von Depressionen, generalisierten Angststörungen, diabetischer Polyneuropathie und Harninkontinenz eingesetzt wird.
Etwas anders sieht die Situation bei der Dranginkontinenz aus. Hier wird gezielt nach den Ursachen gesucht. Etwa mittels funktionalem MRI, indem die Betroffenen unabhängig von der Drangintensität ein anderes cerebrales Aktivitätsmuster zeigen, das insgesamt für eine Minderung der cerebralen Hemmung steht. Hinsichtlich der Ursachen sind beiden Geschlechtern gemeinsam: Entzündungen, neurologische Grunderkrankungen, Traumata, OP-Folgen, Tumore, Fremdkörper, fortgeschrittenes Alter und die Einnahme bestimmter Medikamente. Typisch für Frauen sind Beckenbodendefizit und Östrogenmangel, charakteristisch für Männer die Prostatahyperplasie oder Blasensteine.
Analog dazu stehen Diagnose und Therapie der jeweiligen Grunderkrankung im Vordergrund, die auch Medikamente einschließt, ergänzt durch die Versorgung mit Hilfsmitteln und eine entsprechende Verhaltenstherapie.