Strategische Netzwerke in die Förder- und Unterstützungslandschaft müssen auf- und ausgebaut werden – das ist eine zentrale Erkenntnis, die in der aktuellen AUSTROMED-Studie1 sowohl den etablierten Unternehmen als auch den Start-ups ans Herz gelegt wird. Lukas Seper vom Verband Digitale Gesundheitsversorgung Österreich, kurz Health Pioneers, vertritt mit dem Branchenverband die Interessen aller Hersteller von Digital-Health-Anwendungen in Österreich und schließt an diesen Vorschlag an: „Gerade für Start-ups wäre es hilfreich, Kontakte zu etablierten Betrieben und Anwendern zu haben, die bereit sind, innovative Produkte auszuprobieren und an einer Zusammenarbeit Interesse haben.“ Für ihn ist klar, dass organisatorisch hier noch Luft nach oben ist: „Viele Netzwerke werden bilateral geknüpft, aber es braucht strukturierte Anstrengungen von allen Stakeholdern, um hier nachhaltig erfolgreich zu sein“, sagt Seper.
Er wünscht sich die Möglichkeit einer Leistungsschau der Medizinprodukte- und Digital-Health-Anbieter, etwa einen Tag in einem Krankenhaus. Diese Mikro-Messen würden niederschwelligen Zugang zu Innovationen wie einer digitalen Ersteinschätzung oder dem digitalen Entlassungsmanagement eröffnen. „Die Health Pioneers erstellen derzeit ein Mapping in Form einer Landkarte, die zeigt, wo in Österreich welche Angebote unserer Mitgliedsunternehmen verfügbar sind. Dazu werden Versorgungspfade dargestellt, die den Einsatz innovativer Produkte und Leistungen sichtbar machen“, beschreibt Seper den Versuch, die heterogene und junge Landschaft der digitalen Gesundheitsanwendungen transparent und verständlich darzustellen. Das soll vor allem auch dazu beitragen, dass die disruptiven Innovationen von Digital-Health-Start-ups die Vorbehalte bei potenziellen Anwendern abbauen helfen. „Für viele unserer Produkte ist der Markt noch nicht bereit. Wir würden uns wahrscheinlich mit kleinen, schrittweisen Lösungen besser platzieren können“, meint der Experte.
Regulatorien stellen für etablierte Medizinprodukte-Unternehmen hohe Eintrittshürden für neue Produkte dar. Start-ups haben mitunter den Vorteil, dass sie sich auf nur ein oder sehr wenige Produkte konzentrieren und die Regulative bereits von Anfang an „mitdenken“ können. „Dieser Vorteil wird aber rasch wettgemacht, wenn man an die hohen Anfangsinvestitionen denkt, denen über viele Jahre der Entwicklung keine relevanten Umsätze gegenüberstehen. Die Phase ersparen wir uns ja auch nicht und sind daher auf Finanzierungen und Förderungen angewiesen. Einfach gesagt: Wir haben die innovativen Ideen, die großen Unternehmen hätten das Geld, würden wir zusammenarbeiten, wäre das gut für beide Seiten“, betont Seper. Aus einer Sicht ist die Frühphasenfinanzierung in Österreich gut aufgestellt, doch eine Entbürokratisierung der Programme mit konkreten Schwerpunkten, wie Digital Health, und kürzere Einreichzyklen wären hilfreich: „Anschlussfinanzierungen und Steuererleichterungen nach den ersten drei Jahren wären gute Instrumente“, so der Health Pioneer-Gründer weiter. Innovative Start-ups agieren daher schnell und vornherein international, weil das Interesse und die Innovationsfreundlichkeit sowie die Märkte in anderen Ländern oft größer sind – weitere Schritte, um den Standort attraktiver zu machen, wären daher wünschenswert.