Medizinprodukte-Unternehmen tragen wesentlich dazu bei, die qualitativ hochwertige gesundheitliche Versorgung der österreichischen Bevölkerung sicherzustellen und zu verbessern. Sie sind zudem ein wichtiger Wirtschafts- und Arbeitsmarktfaktor und stehen für vielfältige Innovations- und Qualifikationsaktivitäten.
Um diese vielfältigen und komplexen Zusammenhänge abzubilden, zu erklären und auch mit Zahlen zu belegen, hat das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) im Auftrag der AUSTROMED kürzlich die Studie „Medizinprodukte-Unternehmen: Innovationen in einem dynamischen und komplexen Marktumfeld“ durchgeführt.1 Ziel war es, die Chancen und Herausforderungen durch Innovationen am heimischen Gesundheits- und Wirtschaftsstandort zu beleuchten. Die Studie zeigt besonders die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Medizinprodukte-Unternehmen und ihren Stellenwert als Innovations- und Zukunftsfaktor für das österreichische Gesundheitssystem auf.
Die Medizinprodukte-Branche nimmt in der österreichischen Volkswirtschaft als Wirtschafts- und Arbeitsmarktfaktor einen wichtigen Platz ein: In ihrem gesamtwirtschaftlichen Umfeld lösen die Medizinprodukte-Unternehmen 2021 mittel- wie unmittelbar Umsätze von 18,60 Mrd. EUR sowie eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von 5,48 Mrd. EUR aus und sichern pro Jahr in Summe rund 62.000 Arbeitsplätze in der österreichischen Volkswirtschaft.
AUSTROMED-Mitgliedsunternehmen sind als gewichtiger Kern der gesamten Branche dabei für gesamtwirtschaftlich rund 9,09 Mrd. EUR Umsatz, eine Wertschöpfung von 2,17 Mrd. EUR und die Absicherung von rund 24.700 Beschäftigungsverhältnissen verantwortlich.
Innovation zeigt sich vielfältig
Innovation hat einen außerordentlich hohen Stellenwert für die Medizinprodukte-Unternehmen. Die Heterogenität der Branche und die hohe Produktvielfalt sowie sehr unterschiedliche Unternehmensstrukturen – vom traditionellen „großen“ Hersteller über „kleine“ Händler bis hin zu „jungen“ Start-ups – führen jedoch dazu, dass Innovation sehr unterschiedlich gelebt wird.
Noch komplexer macht es die Tatsache, dass Innovationen zu erzeugen kein isolierter Vorgang ist, sondern ein Prozess, an dem viele Akteure mitwirken und Einfluss ausüben. Dazu gehören neben dem eigenen Unternehmen auch der Mitbewerb, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen oder öffentliche Förderstellen, die wiederum in einem rechtlichen, sozialen, ökonomischen und politischen Umfeld agieren.
Im Zuge der Studie hat sich gezeigt, dass es vor allem drei strukturprägende Rahmenbedingungen sind, die Innovation im Medizinprodukte-Sektor beeinflussen:
- die heterogene Struktur und das interdisziplinäre Zusammenwirken unterschiedlicher Technologien, Wissenschaften und wirtschaftlicher Akteure,
- die Komplexität der Regulierung und rechtlichen Rahmenbedingungen von der Zulassung bis zur Kostenerstattung,
- ein Gesundheitswesen, das unter starkem Kosten- und Rationalisierungsdruck steht.
Nachhaltigkeit und Innovation
Maßnahmen zur Erhöhung der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes sind wichtig und dringend. Die Medizinprodukte-Branche ist sich ihrer Verantwortung bewusst und lebt diese im Unternehmensalltag, etwa durch nachhaltige Energienutzung, die Umsetzung von Abfallwirtschaftskonzepten oder durch familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Bestehende Handlungspotenziale bei ökologischer als auch sozialer Nachhaltigkeit werden in den Unternehmen ausgelotet und aktiv genutzt. Gerade im Zuge des Schutzes von Umwelt und Menschen muss jedoch darauf geachtet werden, dass gesetzliche Vorgaben nicht Unsicherheit und Bürokratie befeuern. So werden etwa Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette oder Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung rasch zur Innovationsbremse, wenn sie nur zu weiteren Ressourcen- und Kostenfaktoren führen. Auch im Bereich Nachhaltigkeit braucht es Planungssicherheit sowie Transparenz.
Innovationsanreize setzen
Die Besonderheiten des Erstattungsmarkts definieren die Möglichkeit innovativ zu sein und Innovationen auf den (Gesundheits-)Markt zu bringen in hohem Maße. Strukturen müssten hier im Sinne einer Innovationsförderung angepasst werden. Innovationen kommen nicht nur dem Patienten zugute, sondern erzeugen auch einen volkswirtschtlichen Nutzen. Die Legislative kann dabei durchaus als Innovationstreiber fungieren, etwa können durch ein passendes Reimbursement positive Anreize gesetzt werden. In diesem Zusammenhang geht es auch um die Finanzierung (innovativer) digitaler Leistungen. Derzeit fehlen etwa Erstattungsmodelle im Bereich Telemedizin.
Insgesamt braucht es mehr Dialog und Mut um Dinge auszuprobieren. Dabei ist es wichtig, auch jene Stakeholder in den Dialog zu involvieren, die für die Rahmenbedingungen im Bereich der Kostenerstattung verantwortlich sind. Ein System kann nur dann innovativer werden, wenn die dafür verantwortlichen Personen verstehen, wie Innovation funktioniert. Sie müssen in die Pflicht genommen werden und ihren Teil dazu beitragen, dass Innovation in den Markt und zum Patienten findet.