Das „Österreichische Zentrum für Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin“ (ASDI) feierte kürzlich sein 20-jähriges Bestehen. Ziel der Initiative war es, Transparenz und Qualitätsstandards in der Intensivmedizin zu etablieren sowie ein computergestütztes System zur Qualitätssicherung aufzubauen und weiterzuentwickeln. Von der Definition eines einheitlichen Mindestdatensatzes für die Intensivmedizin über die Erstellung von entsprechender Software zur elektronischen Erfassung der relevanten Daten bis hin zur Bereitstellung von Instrumenten zur internen und externen Qualitätssicherung spannt sich der Bogen der umfangreichen Aktivitäten des ASDI von damals bis heute. Derzeit nehmen mehr als 125 Intensivstationen in ganz Österreich sowie eine Reihe von Intensivstationen in Italien und Portugal am laufenden ASDI-Benchmarking teil.
„Die Intensivmedizin stellt Therapiemethoden zur Verfügung, mit deren Hilfe Patienten durch Phasen schwerer und schwerster Erkrankungen hindurch begleitet werden können. In den letzten 20 Jahren hat sich in unserem Fachbereich sehr viel verändert: Einerseits werden wir alle älter, andererseits steigen dadurch auch die Anzahl und der Schweregrad begleitender Erkrankungen. Trotz dieser Rahmenbedingungen können wir heute feststellen, dass die Forschung in diesem Bereich in den vergangenen Jahren sehr viel geleistet hat. Wir haben mit der Intensivmedizin einen großen Schritt nach vorne gemacht und können heute Erkrankungen gut behandeln, wo dies vor 20 Jahren noch nicht der Fall war“, resümiert Univ.-Prof. DDr. Philipp Metnitz, MBA, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin am LKH Universitätsklinikum Graz, Medizinische Universität Graz und Obmann des ASDI die Entwicklung. Wie die von ASDI erhobenen Daten zeigen, ist es in den letzten Jahren jährlich zu einer Verbesserung der Überlebenschancen der Intensivpatienten gekommen.
Derzeit werden jährlich rund 100.000 Patienten in Österreich an Intensivstationen betreut, einem großen Teil der Betroffenen kann so das Überleben gesichert werden. „Insgesamt verzeichnen wir eine deutlich sinkende Sterblichkeit, trotz immer älterer und somit kränkerer Patienten. Bereits heute sind 50 % der Patienten, die in Österreich auf Intensivstationen versorgt werden, älter als 68 Jahre. Wobei der Anteil der über 80-Jährigen allein innerhalb von zehn Jahren um rund die Hälfte zugenommen hat. Man kann davon ausgehen, dass der Anteil der über 60-jährigen Österreicher in den kommenden Jahrzehnten von derzeit 20 % auf rund 30 % steigen wird“, so Metnitz. Internationale Studien schätzen, dass die Inzidenz beatmungspflichtiger Patienten pro Jahr um ca. 2 – 3 % wachsen wird. „Hier müssen neue Kapazitäten geschaffen werden und das wird nur auf zwei Wegen möglich sein: Es braucht mehr Betten oder eine selektivere Nutzung der Intensivmedizin“, so der Mediziner.
Der steigende Druck aufgrund des schon durch die demografischen Entwicklungen bedingten steigenden Bedarfs an intensivmedizinischen Leistungen bei begrenzten Ressourcen beschreibt im Wesentlichen das wachsende Spannungsfeld zwischen Qualität und Kosten. „Aufgrund des steigenden Anteils älterer und alter Menschen an der Gesamtbevölkerung werden für die Intensivmedizin neue Grundsatzentscheidungen und Rahmenbedingungen in gesundheitspolitischer und gesundheitsökonomischer Hinsicht erforderlich sein“, so der Obmann weiter. Flächendeckende Konzepte, wie die Ressource „Intensivmedizin“ künftig bestmöglich im Rahmen eines Versorgungskonzeptes in Österreich genutzt werden kann, sind nach Auskunft des Experten derzeit keine vorhanden. Wie so oft im Gesundheitswesen ist auch hier die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern ein deutlicher Hemmschuh.
„In den letzten 20 Jahren ist es uns gelungen, mit unseren Erhebungen mehr als 400.000 Datensätze zu generieren, und wir können daraus sehr viel Information im Hinblick auf das Benchmarking von Intensivstationen ablesen. Damit haben wir das Qualitätsmanagement in unserem Fach auf eine sehr solide Basis gestellt. Insgesamt haben wir aber in Richtung mehr Transparenz in der Medizin noch einen langen Weg vor uns“, ist Metnitz überzeugt.