Pilze können gefährliche Infektionen hervorrufen und verursachen jährlich weltweit bis zu 1,5 Millionen Todesfälle. Besonders Patienten auf der Intensivstation oder auch Patienten mit geschwächtem Immunsystem infolge von Erkrankungen oder Autoimmunerkrankungen, sind von invasiven Pilzinfektionen besonders betroffen. „Invasive Pilzinfektionen sind Infektionen der Blutbahn oder der inneren Organe, wie beispielsweise Leber und Milz, hervorgerufen durch Sprosspilze, Schimmelpilze oder andere seltene Pilze“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Robert Krause, Experte für Infektionskrankheiten an der Med Uni Graz. Aktuell stehen für die erfolgreiche Therapie nur wenige Medikamente zur Verfügung, die teilweise schwere Nebenwirkungen verursachen können.
„Eine frühe Diagnose steigert den zu erwartenden Behandlungserfolg maßgeblich“, klärt Robert Krause auf. Eine rasche Diagnose war bisher nicht möglich, da die zur Verfügung stehenden Testverfahren oft mehrere Tage in Anspruch nehmen.
„Ein weiterer Nachteil aktueller Tests liegt darin, dass diese oft nur einen geringen Teil der Pilze nachweisen können und so der Ausschluss einer Pilzinfektion nicht immer klar bestimmbar war“, zählt Krause die Unzulänglichkeiten bisheriger Untersuchungsmöglichkeiten auf.
Ein interdisziplinäres Team in Kooperation der Universitätsklinik für Innere Medizin und des Institutes für Medizinische und Chemische Labordiagnostik an der Med Uni Graz hat eine neue Testmethode entwickelt, die eine rasche Diagnose oder den Ausschluss einer invasiven Pilzinfektion ermöglicht. „Innerhalb weniger Stunden erhalten wir aus dem neuen Testverfahren eindeutige Ergebnisse“, so OA Dr. Florian Prüller, Bereichsleiter für Gerinnung und Thrombozytenfunktion am Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik.
Den Forschern ist es gelungen, den mit gefriergetrocknetem Plasma des Pfeilschwanzkrebses durchgeführten Nachweis von Pilzbestandteilen in Patientenproben auf einem automatisierten Gerinnungsgerät zu etablieren. So liegen bereits nach wenigen Stunden eindeutige Testergebnisse vor und eine notwendige Behandlung kann unmittelbar eingeleitet werden.
Der klare Vorteil der an der Med Uni Graz entwickelten Methode liegt darin, dass Patienten schnell diagnostiziert werden und daher Therapiemaßnahmen zeitnah eingeleitet werden können. Zusätzlich gewährleistet der eindeutige Ausschluss einer zuvor vermuteten Pilzinfektion, dass Patienten nicht unnötig mit Medikamenten behandelt werden, die teils schwere Nebenwirkungen verursachen können. „Die neue Methode verhindert nicht nur Nebenwirkungen, sondern trägt auch zur Kostenreduktion bei, da Medikamente bei negativem Test eingespart werden können“, sind sich Krause und Prüller einig. „Die neue Testmethode kann durch die labordiagnostische Entwicklung für die Forschung jederzeit eingesetzt werden und wäre auch für die Routineversorgung täglich verfügbar“, so die Wissenschaftler.