Hypothermie – eine geringere Wärmeproduktion des Körpers als die Wärmeabgabe über einen längeren Zeitraum – kann im Zuge eines Unfalls passieren oder wird therapeutisch angewandt bzw. künstlich herbeigeführt, um Patienten bei bestimmten Eingriffen vor gesundheitlichen Folgeschäden zu bewahren. Im Falle einer tiefen Hypothermie wird bewusst ein sogenannter hypothermischer Herzstillstand herbeigeführt. Diese Maßnahme erleichtert die Arbeit am Gehirn oder am Herzen bei Großoperationen. Das venöse Blut wird abgeleitet, extern angekühlt und dann dem Blutkreislauf wieder zugeführt. Mildere therapeutische Hypothermien werden eingesetzt, wenn nach erfolgreichen Wiederbelebungen ein Patient künstlich abgekühlt wird, um Hirnschäden vorzubeugen.
Meistens ist die Hypothermie jedoch unerwünscht und tritt im Zuge von Operationen auf. Sie ist in diesem Fall mit vielen Nebenwirkungen verbunden. So kommt es häufiger zu Infektionen, Störungen der Blutgerinnung mit erhöhtem Blutverlust und Wundheilungsstörungen. Durch postoperatives Kältezittern kann bei älteren Patienten der Sauerstoffverbrauch des Herzens einen kritischen Bereich erreichen. Die Aufwachphase nach einer Narkose kann verlängert sein und häufig müssen die Patienten danach länger im Aufwachraum bleiben. In den meisten Spitälern stellt die Verhinderung einer Auskühlung des Patienten im OP ein übliches Verfahren dar, das entsprechende Komplikationen verhindern soll. Hier gehört auch die kontinuierliche Temperaturmessung des Patienten zum Standard – zum Beispiel in Form von Temperatursonden in der Speiseröhre oder im Blasenkatheter. Die Warmerhaltung erfolgt meist durch Luft- Wärmedecken und warme Flüssigkeiten, wie etwa verschiedene Infusionssysteme mit Heizung. Auch durch eine Beatmung mit möglichst niedrigem Frischgasfluss kann der Wärmeverlust verringert werden.
Immerhin bis zu 70 Prozent aller Patienten leiden im OP an Hypothermie. Schon etwa eine halbe Stunde nach Beginn der Narkose sinkt die Körpertemperatur um rund einen Grad Celsius, vor allem weil die Wärme vom Körperkern zur Peripherie umgeleitet wird. Je nach Dauer und Ausmaß einer Operation sowie abhängig von der Raumtemperatur ergibt sich dadurch eine Hypothermie, die sich spätestens im Aufwachraum bemerkbar macht. Während vielerorts tunlichst darauf geachtet wird, die Patienten rechtzeitig – nämlich schon im OP – zu erwärmen, wird mitunter zu spät, nämlich erst nach der OP, mit der Erwärmung begonnen.
Hypothermie – unabhängig davon, ob sie im Zuge eines Unfalls, als Therapiemaßnahme oder als Nebenwirkung einer Operation passiert – kann also schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen. Dabei sind mit Hypothermie verbundene Komplikationen teilweise direkt im Operationsverlauf erkennbar. Manchmal treten sie aber auch erst Tage später auf. Dazu zählen Blutungen, Gerinnungsstörungen, kardiale Reaktionen und Infektionen sowie Störungen der Wundheilung. Diese Komplikationen verzögern den Heilungsprozess des Patienten und führen zu Mehrkosten im Spital, da schon der verlängerte Krankenhausaufenthalt und die gestiegene Infektionsrate die Effizienz der Gesamtbehandlung reduzieren.
Da sich die Ursachen dieser Form der Hypothermie nicht beseitigen lassen, plädieren Experten für ein zeitlich früher einsetzendes Wärmemanagement, damit der Temperaturverlust vermieden oder zumindest reduziert werden kann. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des deutschen Robert Koch-Instituts hält die präoperative Erwärmung verbunden mit intraoperativer Hauterwärmung für die wirksamste Maßnahme zum Schutz vor Hypothermie. Während intraoperative Normothermie in heimischen OPs zum Standard gehört, wird nunmehr ein neuer Fokus auf die präoperative Erwärmung gelegt. Einmal mehr sind es innovative Medizinprodukte, die hier helfen, die Heilungsprozesse zu verkürzen und die Kosten zu senken.