Daniela Knieling, Geschäftsführerin der Nachhaltigkeitsplattform respACT, gibt Einblick in den Wissenstransfer und das Angebot für Betriebe.
In der Tat ist es nicht so neu. respACT feiert heuer schon das 25-jährige Bestehen. In all diesen Jahren haben wir uns als Unternehmensplattform für verantwortungsvolles Wirtschaften dafür eingesetzt, dass wir das Thema Corporate Social Responsibility, kurz CSR, in Österreich vorantreiben. 1997 wurde auf Initiative des Umweltministers Martin Bartenstein und der Industriellenvereinigung der Austrian Business Council for Sustainable Developement (ABCSD) gegründet, um das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in der österreichischen Wirtschaft zu etablieren. Aus ihr ist respACT hervorgegangen.
Zwei Jahre später hat die Global Reporting Initiative (GRI), an der auch der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) beteiligt ist, den ersten Entwurf eines global anwendbaren Leitfadens zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts auf Unternehmensebene vorgelegt. Nach einem Pilotprojekt mit 22 Firmen aus zehn Industriesektionen veröffentlichte der WBCSD seinen Bericht: „Eco-efficiency: A Guide to Reporting Company Perfomance“. Im Jahr 2003 wurde mit dem Leitbild „Erfolgreich wirtschaften. Verantwortungsvoll handeln.“ das erste offizielle Bekenntnis der österreichischen Wirtschaft zu ökonomischer, sozialer und ökologischer Verantwortung veröffentlicht.
Damals ging es um gemeinsame Standards, die für ein CSR-Reporting die Grundlagen bilden sollten. Heute, nach 25 Jahren, wurde das auch auf europäischer Ebene institutionalisiert. Seit einem Jahr ist die EU Taxonomie-Verordnung in Kraft, die Vorgaben für nachhaltige Investitionen definiert und Vorschriften zum Reporting enthält. Sie enthält die Kriterien, die festlegen, wann eine Wirtschaftstätigkeit als ökologisch nachhaltig einzustufen ist und wer zu einer Offenlegung verpflichtet ist. Dazu wurde der Schwellenwert ausgeweitet. Damit werden ab 2024 nun noch mehr Unternehmen – rund 2000 in Österreich – zu einem Reporting verpflichtet. Eine unserer zentralen Aufgaben ist es, Unternehmen genau dabei zu unterstützen. Daraus hat sich auch ein Preis für die beste Nachhaltigkeitsberichterstattung etabliert.
Ich denke, dass wir der Zeit entwachsen sind, wo mit einem Umweltbericht nur Greenwashing betrieben wurde. In Österreich ist die Wirtschaft zu einem Großteil von Klein- und Mittelbetrieben geprägt, die sich schon sehr früh freiwillig verpflichtet haben, ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit in die Öffentlichkeit zu tragen. Oft ist es eine echte Herzensangelegenheit der Führung und der Mitarbeiter, denn nur aus Marketinggründen muss man sich diesen Aufwand nicht antun. Jetzt ist auch die Politik gefordert, hier mitzuziehen und einen Rahmen abzustecken, damit auch Rechtssicherheit herrscht.
Viele Themen sind mit aktuellen Herausforderungen direkt verbunden, wie Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft direkt zu Kosteneinsparungen, Fragen der Lieferkette, der Regionalität oder der Versorgungssicherheit führen.
Der Gesundheitssektor ist der viertgrößte Energieverbraucher. Zudem reichen die Themen von der Lebensmittelverschwendung über die Abfallwirtschaft bis hin zum Fuhrparkmanagement. Ein Spital ist in vielen Bereichen vergleichbar mit einem herkömmlichen Unternehmen und kann damit auch der Agenda 2030 mit den17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals, kurz SDGs, folgen. Viele Spitäler sind sich längst bewusst, dass die Verantwortung für die Gesundheit untrennbar mit der Umwelt verbunden ist. Menschen können nur gesund bleiben, wenn auch ihr Umfeld gesund ist.
Ich denke, es ist umgekehrt. Unternehmen engagieren sich bereits sehr aktiv, jetzt ist es an der Zeit, dass die Politik den rechtssicheren Rahmen bildet. Die EU-Mitgliedstaaten haben sich das Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen und damit ihren Verpflichtungen im Rahmen des Übereinkommens von Paris nachzukommen. Der europäische Grüne Deal ist die Strategie, mit der die EU ihr Ziel für 2050 erreichen will und hier stehen hohe Fördermittel zur Verfügung. Es gilt jetzt, dieses Geld der Wirtschaft so verfügbar zu machen und zu transformieren, dass die Unternehmen auch davon profitieren. Eine Aufsichtsfunktion wird der Finanzsektor haben, denn wer sein Engagement nachweisen kann, bekommt bessere Ratings, mehr Kapital oder Zugang zu Investitionsförderungen.
Für all jene, die bisher noch nicht aktiv waren, sehe ich hier viele Ansätze. Allein Mitarbeiter zu sensibilisieren, kann helfen, gute Ideen aus den eigenen Reihen zu generieren, die Motivation zu heben und schon Sparpotenziale zu finden. Es gibt viele Maßnahmen, die sind gar nicht mit so viel Aufwand verbunden, sondern erfordern einen Mindset, wie zum Beispiel Einsparungen beim Papier, Licht abdrehen oder die Notwendigkeit von Dienstreisen zu hinterfragen. All das sind einfache Möglichkeiten, die in Summe viel bewirken – für die Umwelt und das Budget.
Es muss eine Stabstelle sein. Größere Betriebe gehen dazu über, Nachhaltigkeitsmanager zu verankern, doch das Thema ist so vielfältig, dass eine Person alleine damit nicht fertigwerden kann. Es gibt auch bereits viele spezialisierte Beratungsunternehmen, die nicht nur das Know-how mitbringen, sondern auch die Bedürfnisse der Branche kennen und hilfreiche Inputs für Benchmarks geben können.
Wer sich zukunftsfit aufstellen will, kommt um das Thema nicht herum. Wir müssen auch den Gedanken der „Sharing Economy“ hier weiterdenken: Die Herausforderungen sind so komplex, dass wir nur durch Zusammenarbeit zum Ziel kommen werden. Nur wenn die besten Köpfe zusammen „denken“, kann die Transformation in eine nachhaltige Wirtschaft gestemmt werden.
Ich würde sagen: „No health without sustainability!”, denn wie kann man Menschen gesund machen, wenn man dabei die Welt krank macht?