Im Rahmen des Pilotprojekts REACT – REdesigning heAlth produCTs – werden Produkte aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich einem forschungsbasierten (Re-) Design unterzogen. „Das Ziel des interprofessionellen Pilotprojektes ist die Steigerung der Akzeptanz und Sicherheit von Produkten zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit krankheits- oder altersbedingten Einschränkungen“, erklärt Mag. Melanie Roth, BSc, Forscherin am Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege. Im Mittelpunkt steht dabei der menschzentrierte Produktentwicklungsprozess. Die Basis für den momentan stattfindenden Designprozess lieferte die Phase der Produktidentifikation und -analyse in Kooperation mit regionalen Partnern aus dem Gesundheitswesen.
Wer Produkte nicht akzeptiert, wird sie auch im Alltag nicht verwenden – so die Überlegung der Forscher. Viele Nutzer leiden ohnehin oft unter ihren Einschränkungen und der reduzierten Lebensqualität. „Wenn dann auch noch durch das Tragen oder Verwenden einschlägiger Produkte, wie zum Beispiel in der Kontinenzversorgung oder bei Gehhilfen, der Umwelt signalisiert wird, dass mit dem User ‚etwas nicht stimmt‘, ist vorprogrammiert, dass auch die Therapietreue sinkt“, weiß Laura Ackermann, BEng, BSc, MSc, Forscherin im Bereich Design & Produktmanagement, und ergänzt: „Die starke Einbeziehung der Endnutzer ermöglicht die konsequente Berücksichtigung der Bedürfnisse der zukünftigen Kunden in den (Re-) Designs.“
Wird das täglich zu verwendende Produkt auch öffentlich kommuniziert, verstärkt sich das Gefühl der Minderwertigkeit: Stigmatisierung, Scham und Ablehnung der Produkte sind die Folgen. Viele dieser Vorurteile kommen wohl daher, dass das Design mancher Medizinprodukte nicht mehr dem Zeitgeist entspricht – ein Argument, das umso mehr zählt, je jünger die Patienten sind. Gefragt ist daher auch bei Medizinprodukten ein emotionaler und sozialer Zusatznutzen.
In der ersten Projektphase haben die Studierenden der Gesundheits- und Krankenpflege pflegerisch-relevante Produkte für ein Re-Design ausgesucht. Dazu wurden Einzelinterviews mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens, Fokusgruppengespräche mit Pflegepersonen aus verschiedenen Pflegebereichen sowie Aktionsforschung mit Anwendern und Nutzern durchgeführt. Das Ergebnis war eine Auswahl von acht Produkten, die in einem forschungsbasierten Design-Briefing an den Studiengang Design & Produktmanagement übergeben wurde. In einem menschzentrierten Prozess wurden in der zweiten Projektphase von den Master-Studierenden konkrete Designanforderungen abgeleitet und erste funktionelle Prototypen erstellt. 15 Prototypen aus den acht Produktkategorien Rollator, Toilettenstuhl, Leibschüssel, Nierenschale, Medikamentendispenser, Rufglocke, Essensausgabe und Notrufarmband wurden entwickelt. Die Präsentation der ersten Prototypen fand im Juni am Campus Kuchl der FH Salzburg statt. Aktuell wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die re-designten Produkte besser abschneiden als vergleichbare handelsübliche Produkte. Dabei werden zum Beispiel Funktionalität, Usability, Nachhaltigkeit, Design und User Experience in die Betrachtung einbezogen. „Die FH Salzburg ist aufgrund des positiven Feedbacks der Stakeholder derzeit in der Konzeptionsphase eines REACT-Forschungs- und Entwicklungszentrums. Das Ziel des Zentrums ist es, durch einen menschzentrierten Designansatz die Akzeptanz und Nutzung von Produkten und Dienstleistungen zu erhöhen“, freut sich Roth.