Das Deutsche Beratungszentrum für Hygiene am Universitätsklinikum Freiburg hilft deutschlandweit Krankenhäusern bei der Bekämpfung von Krankheitserregern. Ein Hygieneteam besucht die betroffenen Kliniken und fahndet vor Ort nach dem Ausgangspunkt häufig auftretender Infektionen. Seit Ende 2013 werden die Erfahrungen in einem „Ausbruchregister“ zusammengetragen, eine erste Auswertung liegt nun vor. Noroviren verursachen mit Abstand die meisten Krankheitsausbrüche, gefolgt von multiresistenten gramnegativen Erregern, darunter am häufigsten Enterobacter cloacae. Die Bakterien können Lungen-, Wund- oder Harnwegsinfektionen auslösen. Auch Grippeviren breiteten sich in Kliniken rasch aus. „Problematisch ist, dass alle Klinikmitarbeiter, die an Influenza erkrankten, nicht geimpft waren. Die Impfquote liegt bei medizinischem Personal international nur bei 30 Prozent“, gibt PH Dr. Sebastian Schulz-Stübner, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Einblick in die Ergebnisse des Ausbruchregisters.
Ausbrüche von Infektionen mit Noroviren kamen besonders häufig vor. Nach Erfahrung von Schulz-Stübner erscheinen Ärzte und Pfleger nach dem Ende der Durchfallerkrankung oft zu früh wieder am Arbeitsplatz. Die Freiburger Hygieneexperten empfehlen deshalb eine strikte Einhaltung der entsprechenden Karenzzeiten. Bei Ausbrüchen von Noroviren, die sich besonders lang hinzogen, wurden Hygienemängel gefunden: Das Personal vergaß nach dem Ausziehen der Handschuhe häufig, sich die Hände zu desinfizieren. Viele verließen zudem die Patientenzimmer mit Schutzkleidung, um Material aus einem vor dem Zimmer abgestellten Wagen zu entnehmen.
Neben Viren und Bakterien gab es auch einen Ausbruch von Scabies. In einem aufgezeichneten Fall erkrankten gleich acht Personen des Pflegepersonals. Diese taten sich laut den Experten mit der Behandlung – die bei allen Betroffenen gleichzeitig erfolgen muss – schwer. „Auch bei Scabies-Ausbrüchen sind eine strikte Einhaltung der Therapie und die vorbeugende Behandlung von Betroffenen und Kontaktpersonen sowie eine längere Nachbeobachtungsphase wichtig“, erläutert Dr. Schulz-Stübner.
Im Zeitraum von 2013 bis 2015 wurden insgesamt 29 Ausbrüche in die deutsche Datenbank aufgenommen. In 24 Prozent der Fälle handelte es sich um Kolonisationsausbrüche, wobei überwiegend grammnegative Erreger eine Rolle spielten. 76 Prozent der Fälle gingen auf Infektionen zurück. Verzögerungen bei der Meldung gab es in elf Fällen. Die Ursachen waren das Warten auf Laborergebnisse, Kommunikationsprobleme und Unsicherheiten bei der Diagnose.
Obwohl die Ergebnisse limitierte Aussagekraft haben, da die Aufnahmekriterien in die Datenbanken zu einem unvollständigen Datensatz führen, ist festzustellen, dass ein hoher Anteil der Ursachen beim Personal zu finden ist. Eine Verbesserung der Durchimpfungsrate, der Nutzung persönlicher Schutzausrüstung und das Einhalten von Karenzzeiten nach Infektionen wären wichtige Eckpfeiler zur Prävention. n