Eingriffe am lymphatischen System im HNO-Bereich sind in den westlichen Industrieländern rückläufig – besonders stark in Österreich und hier vor allem bei Kindern. Bei der Adenotomie liegt der Rückgang der Operationsfrequenz seit 2002 bei 40 Prozent, bei der Tonsillektomie sogar bei 62 Prozent über alle Altersgruppen. Bei Personen über einem Alter von 15 Jahren wurden um 37 Prozent weniger Mandeloperationen durchgeführt, bei Kindern zwischen sechs und 15 Jahren um 56 Prozent weniger und bei Kindern bis fünf Jahren sogar 87 Prozent. „OP-Frequenzen in Ungarn und Tschechien sind hoch, in Italien und der Schweiz niedrig, Österreich nähert sich durch den OP-Frequenzrückgang immer mehr Deutschland an“, gibt HNO-Facharzt MR Dr. Wilhelm Streinzer im Vorfeld des 60. Österreichischen HNO-Kongresses, der kürzlich in Villach stattfand, Einblick.
In einigen Prozenten der operierten Patienten kann es zu Nachblutungen bei Abstoßung der Wundbeläge oder durch Aufplatzen von Gefäßen kommen. Von diesen Nachblutungen kann eine lebensgefährliche Bedrohung durch starken Blutverlust oder durch Verlegung der Atemwege ausgehen. In den Jahren 2006 und 2007 starben insgesamt fünf Kinder unter sechs Jahren nach Mandeloperationen. „Diese tragischen Todesfälle führten zu Änderungen hinsichtlich OP-Indikation und OP-Technik und einem deutlichen Rückgang der Operationen“, so Streinzer.
Bereits im Jahr 2007 veröffentlichten die Österreichischen Gesellschaften für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie und für Kinder- und Jugendheilkunde eine gemeinsame Empfehlung zur Entfernung der Gaumenmandeln. Darin sind drei Hauptindikationen zur Entfernung der Gaumenmandeln bei Kindern definiert:
Empfohlen wird, bei Kindern vor dem sechsten Lebensjahr keine Tonsillektomie, sondern eine Tonsillotomie oder eine Adenoidektomie durchzuführen. „Bei Erwachsenen sollten keine Mandeloperationen bei Zustand nach Abszess bei unauffälligen Mandeln und keine Mandeloperationen bei bloßem Verdacht auf einen Krankheitsherd durchgeführt werden“, so Streizner. Die intraoperativen Blutstillungsverfahren wurden geändert und in der präoperativen Diagnostik erhielten Aufdeckungen von Blutungsneigungen einen höheren Stellenwert.