Die Bedeutung des Standorts Wien für die Medizinprodukte-Branche beschreibt Dr. Alexander Biach, Standortanwalt von Wien. „Die Bundeshauptstadt verfügt über eine sehr gute Mischung aus hochqualitativen Spitälern, dynamischen Start-ups, etablierten Unternehmen und exzellenten Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen im Gesundheitswesen. Allein im Bereich Life Sciences finden sich 600 Organisationen mit rund 40.000 Beschäftigten. Rund 35.000 aller Studierenden sind in entsprechenden Fächern eingeschrieben“, betont Biach eine Auswahl an Highlights, die für den Standort sprechen. Life Sciences und medizinische Dienste bilden ebenso wie Grundlagenforschung und Spitzenmedizin klare Stärkefelder der Wirtschaft und Forschung in Wien. Es gibt aber auch finanzielle Gründe, warum Österreich als Unternehmensstandort attraktiv ist. „Steuerliche Vorteile, wie die Möglichkeit der Gruppenbesteuerung für ausländische Unternehmen, um Gewinne und Verluste zusammen mit der österreichischen Tochtergesellschaft zu verrechnen und die Bemessungsgrundlage für die Körperschaftsteuer zu reduzieren, sind ein Anziehungspunkt. Darüber hinaus ist die steuerliche Absetzbarkeit von Forschungs- und Entwicklungskosten im Ausmaß von 25 % möglich“, sagt Biach. Dazu gibt es eine Vielzahl maßgeschneiderter regionaler und nationaler Förderungen, die innovative Unternehmen individuell unterstützen.
Mit einer Forschungsquote von 3,6 % hat Österreich eine der höchsten in der Europäischen Union.
Besonders weist Biach auf die Investitionen in die Medizintechnikbranche hin, die sich hierzulande auf etwa 10 Milliarden Euro belaufen: „Diese direkten Investitionen führen auch zu indirekten Effekten in anderen Wirtschaftsbereichen. Direkt schaffen die Investitionen zum Beispiel 29.000 Arbeitsplätze, die durch indirekte Effekte auf über 61.000 Arbeitsplätze steigen.“
Die Wiener Wirtschaftskammer hat eine Strategie für Innovation und Wirtschaftswachstum bis 2030 entwickelt, um die Bundeshauptstadt als Gesundheitsmetropole weltweit bekannt zu machen. „Ein Projekt ist hier das Zentrum für Präzisionsmedizin am Allgemeinen Krankenhaus Wien, das von der Medizinischen Universität Wien betrieben wird. Finanziert durch die Europäische Kommission und Spenden soll liegt der Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung der individualisierten Medizin. Ein weiteres wichtiges Projekt ist das FACT am Campus Wien, wo medizinische Geräte entwickelt und in realen Situationen getestet werden können“, liefert Biach Leuchtturm-Beispiele. Besonders freut er sich über den jüngsten Erfolg: „Es gibt wieder eine Benannte Stelle für Medizinprodukte in Österreich!“
In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von AUSTROMED-Geschäftsführer Mag. Philipp Lindinger moderiert wurde, betont Dr. Veronika Binder, Geschäftsführerin von Technoclone, vor allem die Arbeitsmarkt-Vorteile: „Österreich bietet uns Zugang zu vielen hochqualifizierten Fachkräften. Wir haben Mitarbeiter aus 19 Nationen, das bringt uns vielfältige Perspektiven und auch internationale Erfolge. Trotz strenger Vorgaben der U.S. Food and Drug Administration (FDA) konnten wir auch auf dem US-amerikanischen Markt Fuß fassen.“ Auch Dr. Christian Harwanegg, MBA, Geschäftsführer von MacroArray Diagnostics, lobt die Manpower: „Die zentrale Lage Wiens in Europa, als Tor nach Osten und Westen, ist ein großer Vorteil. Es ist einfach, von hier aus internationale Netzwerke aufzubauen und Partner zu gewinnen. Ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil ist die Talentakquise und -bindung. Wir haben Mitarbeiter aus über 25 Nationen und Wien ist sehr attraktiv für Fachkräfte. Das umfangreiche Bildungssystem im Life-Science-Bereich, das von der Stadt Wien aktiv gefördert wird, ist ein weiterer Pluspunkt. Wir haben viele gut ausgebildete Fachkräfte.“
„Wir sind derzeit in 56 Ländern präsent und haben das Ziel, dass unsere Produkte weltweit verfügbar sind. Dazu wollen wir die Produktion in Österreich ausweiten“, sagt Binder. Für sie gibt es viele Argumente für den Standort – allen voran die Qualität, um hochwertige Produkte zu erzeugen. Qualität ist auch das Stichwort für Dr. Anni Koubek, Geschäftsführerin von QMD Services, die sich sichtlich über die Zuerkennung der Benannten Stelle für Medizinprodukte freut. „Die Zeit bis zur Markteinführung kurz zu halten ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor und das bedeutet für uns, unsere Prozesse der Konformitätsbewertungen laufend zu verbessern, sie schneller zu machen, zu digitalisieren und vielleicht auch zu automatisieren. Nur so können wir Unternehmen bestmöglich unterstützen.“ Ihre Vision ist es, nicht nur lokale Unternehmen zu bedienen, sondern auch international als Gutachter tätig zu werden, denn das bringt neue Expertise und schafft damit auch Vorteile für den heimischen Standort.
Harwanegg hat ebenfalls das klare Ziel, von Österreich aus den Weltmarkt der Allergiediagnostik zu erobern. „Der Markt ist noch sehr klein im Vergleich dazu, wie er tatsächlich aussehen sollte, wenn man die wirtschaftliche Belastung durch diese Krankheit betrachtet.“ DI Dr. Bernhard Wittman, Geschäftsführer von Sigmapharm Arzneimittel, ist ebenfalls auf Nischenmärkte spezialisiert und stellt sterile und nicht sterile flüssige Produkte für pharmazeutische Zwecke her. „Unsere Kunden sind heute schon in ganz Europa vertreten, und diese Beziehungen wollen wir in den kommenden Jahren ausbauen. Wir brauchen internationale Partner und Kunden, um in Zukunft zu wachsen, und wir möchten unsere vorhandene Expertise dazu anbieten.“