Für die Behandlung HIV-Infizierter stehen heute eine Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung, die eine signifikant verlängerte Lebenserwartung der Betroffenen ermöglichen. „Zur Kontrolle und Sicherung des therapeutischen Erfolgs ist allerdings eine regelmäßige Bestimmung der Virusmenge im Blut erforderlich“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Harald H. Kessler, Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin, Medizinische Universität Graz. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang der Nachweis einer Medikamentenresistenz mittels genauer Analyse des HIVGenoms, um frühzeitig auf ein wirksames Medikament wechseln zu können. Da laufend neue Medikamente auf den Markt kommen bzw. auch neue virale Mutationen auftreten, müssen diese Tests kontinuierlich weiterentwickelt werden. Neuartige Sequenziermethoden ermöglichen beispielsweise den Nachweis einer Medikamentenresistenz.
Behandlungsziel bei infektiösen Entzündungen der Leber ist, durch den Einsatz antiviraler Substanzen die Viruszahl im Blut zu senken. „Durch spezifische diagnostische Methoden ist es seit Kurzem möglich, bereits zu einem sehr frühen Therapiezeitpunkt abzuschätzen, ob und in welchem Ausmaß ein Patient auf eine bestimmte Behandlung anspricht“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Peter Ferenci, Universitätsklinik für Innere Medizin III, AKH Wien. Ist etwa bei einem Patienten mit Genotyp 1 oder 4 bereits nach vier Wochen das Virus nicht mehr nachweisbar, wird er mit der Standardtherapie nur mehr 24 anstatt 48 Wochen therapiert, ein Patient mit Genotyp 3 sogar nur noch zwölf Wochen. Bei Hepatitis B geht es hingegen nicht darum, die Therapie zu verkürzen, sondern die Effektivität einer Behandlung zu überprüfen. Ein Virusabfall ist hier Voraussetzung dafür, eine Therapie weiterzuführen.
Einer der wichtigsten Auslöser für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs ist die Infektion mit dem Humanen Papillomavirus (HPV). Wenn auch über 90 Prozent der HPV-Infektionen ausheilen, so sind doch mehr als 99 Prozent aller Zervixkarzinome mit einer HPV-Infektion vergesellschaftet. Am häufigsten sind die HPV-Typen 16 und 18 an einer Karzinomentstehung beteiligt. Die bereits seit Jahrzehnten im Rahmen der Gesundenuntersuchung etablierte Methode ist der sogenannte PAP-Abstrich. Damit werden durch den Nachweis von Zellveränderungen Krebsvorstufen bzw. Karzinome sehr früh entdeckt und meist rechtzeitig einer Therapie zugeführt. Allerdings liegt die Sensitivität des Abstrichs bei nur etwa 60 bis 75 Prozent. „Mit neuen molekularen Nachweisverfahren kann eine HPV-Infektion nachgewiesen werden. Durch den Nachweis und die Typisierung von HPV wird die Sensitivität in der Früherkennung auf über 95 Prozent gesteigert“, betont Dr. Hans Georg Mustafa, Leiter des Med. Chem. Laboratoriums Dr. Mustafa Dr. Richter OG. Die Stärke des HPVTests ist sein hoher negativer prädiktiver Wert: Liegt das Resultat „HPV-negativ“ vor, besteht für die untersuchte Frau nahezu kein Krebsrisiko. Diesbezüglich ist der neue HPV-Test dem PAP-Test überlegen.
Quelle: 9. Internationales Symposium für Molekulare Diagnostik (ISMD 2012), 17. bis 19. Mai 2012, Graz