Heutzutage steht eine Reihe wirksamer Medikamente für die Behandlung HIV-Infizierter zur Verfügung. Durch die Kombination mehrerer Medikamente wurde es möglich, die Lebenserwartung von HIV-Patienten signifikant zu verlängern bzw. die Sterberate signifikant zu senken. „Zur Kontrolle und Sicherung des therapeutischen Erfolgs ist es allerdings erforderlich, eine regelmäßige Bestimmung der Virusmenge im Blut durchzuführen. Dies geschieht mittels molekularen Nachweises des HIV-Genoms. Bei optimaler Therapie sollte kein HIV-Genom im Blut nachweisbar sein“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Harald H. Kessler vom Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Graz.
Die HIV-Infektion und AIDS sind heutzutage gut behandelbar, wenn auch nach wie vor nicht heilbar. „Ein wichtiger und teilweise problematischer Aspekt ist, bedingt durch die hohe Mutationsrate, die große Wandlungsfähigkeit des HI-Virus. Diese hat zur Folge, dass eine Resistenz gegen eines oder mehrere der gerade verabreichten Medikamente entstehen kann“, so Kessler. Dadurch wird die Therapie abgeschwächt oder wirkungslos und das Virus kann sich wieder ungebremst vermehren. Ein Virusstamm, der eine Medikamentenresistenz aufweist, entsteht meist durch eine suboptimale Therapie, zum Beispiel wenn der Patient nur einen Teil der Medikamente gegen HIV einnimmt. Daher ist für die Erzielung eines Therapieerfolges unumgänglich, dass die Medikamente exakt nach Verordnung des behandelnden Arztes eingenommen werden. Zum anderen ist eine regelmäßige Überprüfung der Virusmenge mittels molekularbiologischer Nachweisverfahren im Blut erforderlich.
Eine Medikamentenresistenz zeigt sich durch einen plötzlichen Anstieg der Virusmenge im Blut unter laufender HIV-Therapie. Der Nachweis der Medikamentenresistenz erfolgt mittels einer genauen Analyse des HIV-Genoms. Bei Vorliegen einer Medikamentenresistenz muss ein Wechsel auf ein wirksames Medikament erfolgen. Da laufend neue Medikamente auf den Markt kommen bzw. auch neue virale Mutationen auftreten, müssen diese Tests kontinuierlich weiterentwickelt werden. „Besonders interessant erscheint in diesem Zusammenhang die Fragestellung, ab welcher Höhe der Viruslast eine Sequenzierung durchgeführt werden sollte, da diese Methode arbeitsaufwendig und kostenintensiv ist“, erklärt Kessler. Es kann auch unter laufender optimaler Anti-HIV-Therapie bei manchen Patienten eine niedrige Virusmenge im Blut kontinuierlich oder passager (sog. Blips) nachgewiesen werden.