Die Frage, warum es sich für internationale Unternehmen auszahlt, am Standort Österreich zu investieren, hat kürzlich der Kongress „Invest in Austria“ in Wien beleuchtet. Mehr als 400 Teilnehmer waren anwesend, als die Spitze der heimischen Regierung von den Vorteilen des Wirtschaftsstandorts Österreich sprach. „Wir haben drei Standortfaktoren, die internationale Konzerne anziehen: die vielen hochqualifizierten Fachkräfte, die hohe Forschungsquote und die nachhaltige Wirtschaftsweise“, sagt Arbeits- und Wirtschaftsminister Univ.-Prof. Dr. Martin Kocher. Österreich punktet mit einer praxisbezogenen dualen Ausbildung ebenso wie mit guten Voraussetzungen an Universitäten und Forschungseinrichtungen. Mit Recht dürfen wir uns „Innovationsland“ nennen, denn Österreich steht im EU-Ranking an dritter Stelle der Forschungsquote und an zehnter Stelle im weltweiten Vergleich. Und schließlich hält uns das Engagement in Sachen Umwelt- und Ressourcenschutz nachhaltig wettbewerbsfähig. Aktuell gehen 30 % der heimischen Wertschöpfung auf das Konto internationaler Konzerne, die zudem hierzulande 1,2 Millionen Arbeitsplätze sichern. „Wir sind gut aufgestellt, es gilt aber, diesen Bonus durch geeignete Maßnahmen zu festigen und weiter auszubauen“, resümiert Kocher.
Standortsicherheit umfasst für die Medizinprodukte-Branche aber noch einen weiteren wichtigen Aspekt: Die Sicherheit der Versorgung. „Wir erlegen uns mit vielen strengen europäischen Rahmenbedingungen ein Korsett auf, das unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit schwächt“, sagt Sebastian Mörth von der AUSTROMED-Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit. Mit den EU-Verordnungen für Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika (MDR und IVDR) erfüllt die Branche bereits sehr hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards. „Das geplante und zum Glück aktuell hinten angestellt stehende Lieferkettengesetz fordert die Unternehmen zusätzlich“, sagt Mörth. Viele Rohstoffe, die für die Herstellung von Medizinprodukten benötigt werden, sind in Österreich oder Europa gar nicht verfügbar, wie zum Beispiel Halbleiter. Die Forderungen, die Produktion ins Land zu holen, hält er für ebenso überzogen wie eine lückenlose Überprüfung von Zulieferern und deren Lieferanten auf Einhaltung der Menschen- und Umweltrechte entlang der weitverzweigten Lieferketten.
Die Lieferketten vieler Branchen standen in den vergangenen Jahren bereits vor zahlreichen Herausforderungen: von der COVID-19-Pandemie über den Ukrainekrieg bis zum Fachkräftemangel. Dazu kommt der regulatorische Druck, Lieferketten gemäß den ESG-Standards (Environmental, Social and Governance) umzukrempeln. Medizinprodukte-Unternehmen sind nach wie vor mit der Umsetzung der MDR und IVDR mehrfach gefordert. „Wir arbeiten natürlich mit Hochdruck daran, die Medizinprodukte-Branche dabei zu unterstützen, all diese Vorgaben möglichst vernetzt und damit effizient zu erfüllen“, sagt der AUSTROMED-Vertreter. Denn nur wenn wir die Themen nicht isoliert voneinander betrachten, sondern Nachhaltigkeit mit Effizienz- und Produktivitätssteigerung verbinden, können Unternehmen sinnvoll davon profitieren und der Standort Österreich kann für Unternehmen weiterhin attraktiv bleiben.