Keynote-Speaker Mag. Florian Frauscher, MLS, Leiter der Sektion Wirtschaftsstandort, Innovation und Internationalisierung im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, betonte die Bedeutung des Medizinprodukte-Sektors für die österreichische Life-Sciences-Branche, sowohl in Bezug auf die Gesundheitsversorgung als auch hinsichtlich seines Beitrags zur österreichischen Volkswirtschaft. „Nachhaltigkeit spielt auch in diesem Sektor als Investition in die Wettbewerbsfähigkeit eine wesentliche Rolle. Das Wirtschaftsministerium unterstützt diese Entwicklung mit der Transformationsoffensive, in deren Rahmen Forschung, Entwicklung und nachhaltige Investitionen gefördert werden“, so Frauscher. Mehr dazu lesen Sie in einem Interview mit Sektionschef Frauscher auf Seite 8–9.
Einen Überblick zu den Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit bei der AUSTROMED gab Präsident Gerald Gschlössl. Dass die Medizinprodukte-Branche sich mit den spezifischen Anforderungen und Chancen eines nachhaltigen Wirtschaftens beschäftigen muss, steht dabei für die Interessensvertretung außer Frage. Eine „Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit“ widmet sich bereits der Aufgabe, faktenbasierte Grundlagen zu schaffen und Wege zur Nachhaltigkeit an die Mitgliedsunternehmen zu kommunizieren. „Ein erster Schritt ist dabei die Erarbeitung eines Leitfadens branchenübergreifend mit der PHARMIG, der als Informations-Tool für die Unternehmen dienen soll. Er wird anlässlich der AUSTROMED-Hauptversammlung im Frühjahr 2023 präsentiert. In der AUSTROMED konzentrieren wir uns stark auf Ökonomie und Soziales. Das kommende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bringt es mit sich, noch stärker in die soziale Nachhaltigkeit zu investieren. „Die Unternehmen der AUSTROMED beschäftigen im Vergleich mit anderen Branchen überdurchschnittlich viele Frauen. Außerdem wollen wir uns für Menschen mit Beeinträchtigungen besonders einsetzen“, sagt Gschlössl. Zur Rolle der Digitalisierung für die Nachhaltigkeit meint der AUSTROMED-Präsident: „Digitalisierung systematisiert Prozesse, reduziert Wege, der Datenaustausch minimiert Redundanzen und verringert Fehler.“
Es ist längst nicht mehr eine Frage des „Ob“, sondern des „Wie“, wenn über soziales und ökologisch verantwortungsvolles Handeln diskutiert wird. „Die pharmazeutischen Unternehmen leben bereits durch ihre Produkte eine hohe soziale und gesellschaftliche Verantwortung, und zwar sowohl im Entwickeln als auch beim Produzieren und Bereitstellen dieser Produkte. Es ist daher nur konsequent, wenn wir uns noch genauer anschauen, wo weitere Chancen für nachhaltiges Handeln bei diesen Prozessen bestehen. Als Verband leisten wir dabei eine wichtige Funktion als Wissensspeicher und Informationsvermittler und sehen hier eine enorm hohe Bereitschaft zum Austausch innerhalb der gesamten Branche“, betonte Peter Richter, BA MA MBA, Head of Communications & Public Relations beim Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG).
Mag. Dr. Andrea Karner von respACT, Österreichs führender Unternehmensplattform für verantwortungsvolles Wirtschaften, ging besonders auf die Frage ein, was ein solches Wirtschaften für die Gesellschaft der Zukunft leisten muss: „Mehr Kreisverkehr, weniger Einbahn – das heißt, möglichst wenig Abfall erzeugen und Rohstoffe wie auch Produkte so lang wie möglich im Wirtschaftskreislauf erhalten. Das gelingt mit unternehmens- und branchenübergreifender Zusammenarbeit und einem gesellschaftlichen Miteinander. So schaffen wir ein Wirtschaftssystem, das soziale, ökonomische und ökologische Aspekte gemeinsam betrachtet, uns in die Zukunft führt und niemanden zurücklässt.“ Mehr dazu im Interview auf Seite 10–11.
DI Monika Brom vom Umweltbundesamt erläuterte: „In Zukunft wird es darum gehen, ein tiefgehendes Verständnis für die eigenen Lieferketten und Beschaffungsstrukturen zu haben bzw. wirkungsvolle und realisierbare ökologische Beschaffungskriterien zu implementieren, die auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft wirksam sind.“ Was die ebenfalls notwendige tiefere Einsicht in die Umweltwirkungen entlang des gesamten Lebenszyklus von Produkten angeht, verwies Brom auf das Life Cycle Assessment (LCA). Es stellt für Organisationen, die ihren ökologischen Fußabdruck gezielt reduzieren wollen, ein hilfreiches Instrument dar, da es bei der End-of-Life-Modellierung eng mit Circular Economy verknüpft ist.