Derzeit steigt in Mitteleuropa die Zahl der Dialysepatienten um rund sechs bis acht Prozent pro Jahr. Der Grund ist unter anderem die Überalterung der Bevölkerung und damit Hand in Hand die Zunahme von chronischen Erkrankungen, wie etwa das chronische Nierenversagen. Auch der weitgehend ungesunde Lebensstil mit einer zu fett- und zuckerhaltigen Ernährung bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung führt zu einer Explosion der Prävalenz des metabolischen Syndroms, das ebenfalls in einer Hämodialyse enden kann. Die optimale Zugangssituation für die Hämodialyse stellen autologe Konstruktionen, Verbindungen zwischen körpereigener Arterie und Vene, dar. Die Voraussetzung für eine gute Dialysierbarkeit von arteriovenösen Fisteln ist eine Vene mit gutem Durchmesser und gutem Abfluss. „Die Vene soll idealerweise sechs Millimeter Durchmesser haben, nicht tiefer als sechs Millimeter unter der Hautoberfläche liegen und einen Blutdurchfluss von 600 Milliliter pro Minute haben. Einer der wichtigsten Aspekte ist, dass die Vene oberflächlich liegt und somit gut punktierbar ist“, erklärt Prim. Dr. Afshin Assadian, Vorstand der Gefäßchirurgie des Wilhelminenspitals.
Insbesondere bei Patienten mit metabolischem Syndrom ist der letzte Punkt häufig nicht gegeben. Daher müssen unterschiedliche chirurgische Strategien angestrebt werden: Entweder wird die Vene an die Oberfläche gebracht oder, falls die Vene sich generell nicht eignet, werden prothetische Materialien für den Dialysezugang verwendet. Diese müssen für das Gewebe gut verträglich sein, rasch einheilen, schnell anstechbar sein und lange halten. Des Weiteren muss die Implantation der Prothese den anatomischen Gegebenheiten und Notwendigkeiten angepasst sein. Die neuartige Prothese FlixeneTM IFG erfüllt all diese Kriterien mit dem zusätzlichen technologischen Vorteil des Stent-Anteiles, der in die Vene eingebracht werden kann und somit eine Reduktion der Operationszeit mit einer Verbesserung der Nachhaltigkeit des Eingriffes kombiniert.
Die neue Prothese weist eine PTFE-Struktur (Polytetrafluorethylen) auf, die innerhalb von 24 Stunden anstechbar ist. Damit können Katheterkontaktzeiten reduziert beziehungsweise nach operativen Revisionen Katheter gänzlich vermieden werden. Die zweite Komponente der Prothese besteht aus einem im Sinne eines T-Stückes an die PTFE-Prothese angebrachten Stentgraft. Dieser Stentgraft wird in die Empfängervene eingebracht. Die Vorteile dieser Technologie sind eine deutliche Reduktion der Operationszeit sowie eine theoretische Vermeidung von Intimahyperplasie im venösen Bereich. Die Prothese ist seit einem Jahr auf dem europäischen Markt erhältlich. Im Rahmen einer klinischen Studie konnte dieser theoretische Ansatz auch mit verbesserten klinischen Ergebnissen untermauert werden.