Für fortgeschrittene schwere Nierenerkrankungen ist eine Organtransplantation – und hier speziell der Lebendspenden – der beste Therapieweg. Dazu ist eine umfassende medizinische Betreuung von Spender und Patient vor und nach der Transplantation nötig. In Vorarlberg ist die Abteilung für Innere Medizin III (Nephrologie und Dialyse) am LKH Feldkirch Vorreiter. „Im Jahr 2016 gab es in Vorarlberg sieben Lebendspenden, so viele wie nie zuvor, und wir hoffen auf weitere Entscheidungen zur Lebendspende“, erklärt Nephrologin OÄ Dr. Hannelore Sprenger-Mähr. Aktuell werden über 250 Patienten mit einem funktionstüchtigen Nierentransplantat am Schwerpunktkrankenhaus betreut. 22 davon hatten eine Lebendspende. Derzeit warten in Vorarlberg 40 Personen auf eine Lebendspende, bundesweit beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf eine Niere von einem hirntoten Spender 38 Monate. Diese Zeitspanne kann allerdings für schwer Erkrankte aufgrund der Verschlechterung der Erkrankung schwierig sein. Eine frühere Lebendspende, am besten bevor mit einer Dialysebehandlung begonnen werden muss, ist daher die medizinisch beste Lösung.
Im Fall einer fortgeschrittenen schweren chronischen Nierenerkrankung überprüfen Nephrologen den Bedarf und auch die gesundheitliche Eignung der betroffenen Person, ob eine Nierentransplantation als optimale Therapie infrage kommt. „In Vorarlberg haben wir derzeit ca. 190 Patienten. Von diesen eignen sich rund 25 % für eine Transplantation. Für die meisten Patienten stellt eine Transplantation allerdings ein zu großes Risiko dar. Mit jedem Patienten, der für eine Transplantation prinzipiell infrage kommt, wird auch die Möglichkeit einer Nierenlebendspende besprochen. Mit dem Entschluss eines Angehörigen zu einer Lebendspende kann oft wertvolle Zeit gespart werden. Überwiegend sind es die Ehe- oder Lebenspartner, die spenden, oder die Eltern von betroffenen Kindern.“ Es folgen verschiedene medizinische Untersuchungen wie etwa die Eignung des Spenders hinsichtlich medizinischer Voraussetzung wie bestimmter Gewebemerkmale für die Verträglichkeit oder der allgemeine Gesundheitszustand sowie die Überprüfung der Motivation zur Spende und psychischen Stabilität. „Beim Entschluss, eine Niere zu spenden, ist umfassende Aufklärung unbedingt notwendig. Eine Lebendspende beruht vor allem auf dem Prinzip der Freiwilligkeit des Spenders. Personen mit Diabetes, Übergewicht oder hohem Blutdruck kommen als Nierenspender nicht infrage“, gibt Sprenger-Mähr Einblick.
Steht der Entschluss fest und liegen keine medizinischen Hindernisse vor, finden in der Transplantationschirurgie in Innsbruck weitere Abklärungen bezüglich Gewebsverträglichkeit zwischen Spenderorgan und Empfänger statt. Die Vorbereitungen bis zur Transplantation dauern drei bis sechs Monate. Am Tag der Transplantation wird die Operation gleichzeitig bei beiden – dem Nierenerkrankten sowie dem Spender – durchgeführt. Der anschließende Krankenhausaufenthalt an der Klinik dauert etwa ein bis zwei Wochen. „Nach der Transplantation kann der Spender mit einer Niere problemlos weiterleben, allerdings muss auf eine gesunde Lebensführung geachtet werden“, betont Sprenger-Mähr. Um die Nierenfunktion zu überprüfen und zu kontrollieren, werden zudem regelmäßige zumindest jährliche Kontrollen von Nierenfunktion, Harn und Blutdruck durchgeführt. „Wer sich Auto zu fahren traut, kann auch eine Niere spenden. Das gesundheitliche Risiko eines schweren Autounfalls ist bedeutend höher als bei einer Nierenspende“, bringt es Prim. Prof. Dr. Karl Lhotta, Leiter Innere Medizin III – Nephrologie LKH Feldkirch, auf den Punkt. Allerdings können Spender nach der Nierenentfernung einen hohen Blutdruck entwickeln, der dann behandelt werden muss. Zusätzlich besteht ein gering erhöhtes Risiko, selbst einmal eine fortgeschrittene Nierenerkrankung zu bekommen. Für den betroffenen Empfänger jedenfalls bedeutet eine Nierenlebendspende eine sehr gute Prognose hinsichtlich Langzeitüberleben und -funktion der Spenderniere. Der Betroffene muss nach der Transplantation zwar Medikamente nehmen, die eine Abstoßung des transplantierten Organs verhindern, und wird weiter in der Nephrologie betreut, aber die Lebenserwartung und vor allem die Lebensqualität durch den Wegfall der Dialysebehandlung sind deutlich verbessert.