Die Vereinigung der Pflegedirektoren Österreichs (Austrian Nurse Directors Association, ANDA) ist ein nationales Netzwerk für das Pflegemanagement in Österreich. Die Pflegedirektoren der Krankenhäuser in Österreich sind für die pflegerische Versorgung von jährlich ca. 2,8 Millionen Patienten in den österreichischen Krankenanstalten verantwortlich. Ebenso sind sie für mehr als 65.000 Mitarbeiter im Pflegedienst als Führungskräfte für die professionelle Organisation, die fachliche, organisatorische und dienst- sowie berufsrechtliche Führung zuständig.
Die ANDA als Repräsentantin der Pflegedirektoren Österreichs hat daher kürzlich das erste Memorandum mit dem ersten Ethik-Kodex für das österreichische Pflegemanagement veröffentlicht. „Gerade jetzt, wo der Sparzwang der öffentlichen Hand auch im Gesundheitswesen ganz stark spürbar wird und die gleichzeitige Leistungsverdichtung durch ständig steigende Patientenzahlen bei den Mitarbeitern im Pflegedienst zu erhöhten Belastungen führt, ist der richtige Zeitpunkt, zu den Erfordernissen von Effizienz und Effektivität der Leistungen auch ganz bewusst die Säule der Ethik hinzuzufügen“, betont der Vorsitzende der ANDA, Mag. Karl Schwaiger. Alle pflegerischen Erfordernisse unter einen Hut zu bringen ist eine große Herausforderung und wird auch nicht immer ohne Konflikte gelingen. Wenn pflegeethische Grundlagen nicht in das tägliche Handeln integriert werden, kann dies rasch zu einer Fehl- und Mangelversorgung, zur Nichtbeachtung von Patientenrechten, zu einer Verschlechterung Qualität der Leistungen, dem Anstieg der Fehlerhäufigkeit und zu großer Verunsicherung der Patienten führen. „Der Ethikkodex dokumentiert eindrucksvoll die zentrale Rolle und die hohe Verantwortung, die das Pflegemanagement und die Pflegedirektoren für die Patienten und Mitarbeiter im Pflegedienst übernehmen“, freut sich Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV).
Je knapper die finanziellen Mittel, desto schwieriger können manche Entscheidungen, von denen Menschen im Krankenhaus unmittelbar betroffen sind, erfolgen und desto mehr sollte eine ethische Dimension in die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden. Die Pflegedirektoren Österreichs haben deshalb die wesentlichen ethischen Leitsätze als grundlegende Haltung ihres Denkens und Handelns in Anlehnung an den europäischen Ethik-Basis-Kodex formuliert und vereinbart, diese in der täglichen praktischen Arbeit zu beachten. Der Sprecher der Patientenanwälte Österreichs, Dr. Gerald Bachinger, bewertet diese Initiative sehr positiv: „Die Pflegedirektoren stehen in einem besonderen Spannungsverhältnis, das durch drei Verantwortungsbereiche geprägt ist. Es sind einerseits die Bedürfnisse der Patienten zu berücksichtigen, andererseits aber auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter und zusätzlich des Rechtsträgers der Krankenanstalt. Um diese Herausforderungen bestmöglich zu erfüllen, sind nicht nur detaillierte rechtliche Spielregeln und interne Anweisungen notwendig, sondern auch eine grundlegende ethische Orientierung und ein ‚Kompass‘ für die fachliche Professionalität. Es ist daher vor allem aus Sicht der Patienten sehr zu begrüßen und zu unterstützen, dass sich die Pflegedirektoren mit dieser Grundlagenarbeit beschäftigt haben und einen Ethik-Kodex erarbeitet haben. Diese Initiative sollte auch von den anderen Führungskräften und Berufsgruppen im Gesundheitswesen anerkannt, akzeptiert und als Best Practice-Beispiel gesehen werden und ähnliche ethische Reflexionen folgen.“