PROP: Per Web-Anwendung gegen Doppelbefundungen

Die Grundidee ist einfach: Niedergelassene Ärzte und Spitäler werden mittels Software vernetzt, die anhand eingegebener Daten notwendige präoperative Untersuchungen eruiert. Doppelbefundungen gehören somit der Vergangenheit an, was ökonomisch höchst interessant und patientenschonend ist. In Salzburg läuft PROP, die präoperative Befundung, seit über vier Jahren im Regelbetrieb. Das Projekt kommt nicht aus heiterem Himmel, wird doch schon seit 2006 in einem Reformpoolprojekt des Gesundheitsministeriums an PROP gearbeitet. Auch dem persönlichen Engagement der jungen Forschungsassistentin im Studiengang Informationstechnik und Systemmanagement an der FH Salzburg, Sabine Klausner, in Kooperation mit Dr. Gerhard Fritsch, Universitätsklinik für Anästhesie, perioperative Medizin und allgemeine Intensivmedizin, SALK, ist es zu verdanken, dass PROP schließlich Realität geworden ist.

Naheliegende Motive

Präoperative Untersuchungen unterliegen keinerlei verbindlichen Richtlinien. Individuelle Erfahrungen und Einschätzungen sowie fehlende Kommunikation zwischen niedergelassenen Ärzten und Spitälern führen naturgemäß zu zahlreichen Doppelbefundungen, die Patienten belasten und aus ökonomischer Sicht jeglicher Grundlage entbehren. Die Verhinderung von doppelten und mehrfachen Untersuchungen sowie die Standardisierung präoperativer Diagnostik waren die Hauptmotive für die Initiative, eine bedienerfreundliche, webbasierte präoperative Diagnoserichtlinie mit Schwerpunkt auf der Verbesserung der präoperativen Abläufe zu entwickeln. Als Hauptziele nennen die Entwickler aber auch eine Ökonomisierung durch eine Reduktion der Untersuchungen sowie eine Qualitätsverbesserung in bestimmten Risikobereichen. Zudem können Spitalsressourcen effizienter genutzt werden, wenn Funktionen im niedergelassenen Bereich besser integriert werden. Schließlich haben Patienten weniger und kürzere Wege zu absolvieren, physische und psychische Belastungen werden insbesondere für ältere Personen und Kinder reduziert.
Die präoperative Befundung PROP funktioniert in Salzburg als Online-Tool zur Abklärung der präoperativen Diagnostik bei elektiven Operationen über das e-card System. Konkret können damit berechtigte Ärzte im Rahmen der Vorbereitung auf eine geplante Operation relevante Anamnesedaten erfassen und damit eine Untersuchungsliste – basierend auf der Bundesqualitätsleitlinie zur integrierten Versorgung von erwachsenen Patientinnen und Patienten für die präoperative Diagnostik bei elektiven Eingriffen (BQLL PRÄOP) – für die präoperative Abklärung ermitteln. Diese Vorgangsweise kann nicht notwendige Untersuchungen vermeiden und die Prozessqualität sowie die Organisationsabläufe in der präoperativen Abklärung verbessern.

Roll-out im Gange

Im Laufe der Jahre hatte das Forscherteam eine Reihe von Hindernissen und Schwierigkeiten zu bewältigen, aber beeindruckende Kalkulationen möglicher Einsparungen, ein erfolgreicher Testbetrieb, laufende Verbesserungen – zum Beispiel hinsichtlich der Bedienerfreundlichkeit – haben sich bezahlt gemacht. In Salzburg läuft das Programm, Wien und Burgenland folgen nach, ganz Österreich steht auf dem Plan. Seit 1. Oktober 2012 steht PROP für Salzburger Krankenanstalten im e-card System zur Verfügung. In dieser neuen Anwendung können zusätzlich PROP-Befunde abgefragt werden – auch jene von anderen Vertragspartnern. Bei Verwendung von PROP im Zusammenhang mit von der Krankenversicherung abgedeckten Leistungen wird der PROP-Befund an eine Konsultation gebunden. In diesem Fall werden dem Versicherungsträger automatisiert Abrechnungsdaten zur Verfügung gestellt. Dadurch können Dialogfälle in der Abrechnung reduziert werden.
Dass Informationsvernetzung in Zukunft einen unumgänglichen Schritt in Richtung einer optimierten Prozessqualität darstellt, ist wohl unbestritten. Die präoperative Befundung könnte einen wichtigen Puzzlestein auf diesem Weg darstellen.

 

Nachgefragt bei…

… Dr. Gerhard Fritsch, Universitätsklinik für Anästhesie, perioperative Medizin und allgemeine Intensivmedizin.

Was ist PROP?
Präoperative Befundung – PROP – ist eine internet-basierte Plattform, die ein Experten-Entscheidungssystem darstellt, PROP soll Doppelbefundungen vermeiden helfen.
Wie muss man sich das Programm vorstellen, was kann es?
Das Programm wird mit Daten gefüttert, diese werden ausgewertet und schließlich bietet PROP Vorschläge an, welche Befunde zu stellen sind. Dem Programm liegt ein Algorithmus zugrunde, der präoperativ nur dann eine Untersuchung vorschlägt, wenn einzelne Features auffällig sind. Es geht dabei auch darum, anhand der Daten festzumachen, welche Befunde Komplikationen anzeigen können. Entgegen den Erwartungen sind es beispielsweise nicht immer Blut- und Thoraxuntersuchungen, die mit Komplikationen korrelieren. PROP ist eine Projektsoftware zum präoperativen Reformpoolprojekt und soll österreichweit verbreitet werden.
Was ist das Besondere an PROP?
Im Prinzip handelt es sich dabei um eine einfach bedienbare Software. Sie ist webbasiert und es gibt keine unterschiedlichen Versionen, sondern sie ist jederzeit und überall in bestehende Systeme integrierbar. Vereinbart wird lediglich, dass beispielsweise halbjährlich der Algorithmus aktualisiert wird. Zudem kann natürlich mit der präoperativen Befundung viel Geld eingespart werden, weil Untersuchungen obsolet werden, die viel Geld kosten. Und Patienten müssen weniger Wege bewältigen und werden damit entlastet. Außerdem versprechen wir uns davon eine Reduktion falscher positiver Befunde, die auch falsche, weil nicht notwendige Therapien nach sich ziehen.
Wie stellen Sie sich die Zukunft von PROP vor?
PROP kann in die Betriebssoftware von Krankenhäusern integriert werden, das passiert demnächst österreichweit. Diesen totalen Roll-out wird es aber erst geben, wenn PROP ausreichend getestet wurde. Dann kann es nicht nur Befunde vorschlagen, sondern auch gleich anfordern. Das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz, ein Krankenhaus der Vinzenz Gruppe, verwendet bereits eine derartige Lösung. Sie ist allerdings noch nicht lange in Betrieb.
Ist im Rahmen von ELGA nicht ohnehin vorgesehen, Doppelbefundungen zu vermeiden?
Ja, deshalb soll PROP in ELGA integriert werden. ELGA ist grundsätzlich eine Maßnahme, die hohe Sicherheit bieten kann. Wir brauchen eine Informationsvernetzung – dem können sich auch Datenschützer nicht mehr verschließen. Prozessqualität hat sehr wohl auch eine medizinische Dimension. Das hat nichts mit der Einzelkunst der Ärzte zu tun, sondern tatsächlich mit der Qualität der Abläufe. Ganz ohne Druck wird es aber weder für ELGA noch für die präoperative Befundung ablaufen.