„Ohne Qualität und insbesondere ohne qualitätssichernde Maßnahmen ist es gar nicht möglich, wirtschaftlich und kosteneffizient zu arbeiten“, betont Gabriele Kroboth, Pflegedienstleiterin Mobile Pflege- und Betreuungsdienste der Volkshilfe Steiermark, am Pflegesymposium im Rahmen des 53. Österreichischen Chirurgenkongresses, der kürzlich in Salzburg stattfand. Die Volkshilfe Steiermark betreut mit 450 Mitarbeitern pro Tag rund 3.000 Kunden im Rahmen mobiler Dienste. Der Sicherung von Qualitätsstandards wurde bereits vor rund 15 Jahren durch die Einführung von ISO 9001:2000 Rechnung getragen. „ISO wurde und wird immer wieder kritisiert. Dabei ist es gerade für Neueinsteiger im Bereich Qualitätsmanagement ein durchaus gutes Instrument, nicht zuletzt weil es eine Kontrolle von außen bietet“, so Krobath. So gewährleistet ISO über die reine Qualitätssicherung des Produktes hinausgehend umfangreiche Maßnahmen, die die gesamten Abläufe innerhalb eines Unternehmens eindeutig festlegen.
Nach Ansicht von Kroboth, die auch Krankenhäuser bei der Implementierung von Qualitätsstandards begleitet, geht es nicht darum, welches Instrument angewendet wird: „In erster Linie muss ein Qualitätsmanagementsystem strukturiert eingeführt werden und zwar durch eine Top-down-Implementierung.“ Hat ein Unternehmen ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt, erleichtert das die Einführung weiterer qualitätssichernder Maßnahmen, wie zum Beispiel von Expertenstandards. Erarbeitet werden die Standards von einer 15- bis 20-köpfigen Expertengruppe – darunter Pflegewissenschaftler, Pflegemanager, Praktiker und andere Fachleute. „Durch Expertenstandards kann in 80 Prozent der Fälle standardmäßig vorgegangen werden. Der Einsatz von Standardprodukten sichert einerseits die Qualität, da Produkte zum Einsatz kommen, die bei der Mehrzahl der Patienten funktionieren. Zum anderen ist es kosteneffizienter, weil beispielsweise größere Mengen eingekauft werden können und die Abfallentsorgung gesichert ist“, weiß Kroboth.
Ohne festgelegte Maßnahmen zur Qualitätssicherung wird das Erreichte allerdings nicht lange erhalten bleiben. Daher besteht die eigentliche Herausforderung darin, Qualität zu erhalten und – mehr noch – Verbesserungspotenzial zu finden. „Eine Pflegedienstleitung braucht im Hinblick auf Qualitätsmanagement eine Vision. Sie entscheidet, welche Pflegetheorie gewählt wird und legt fest, ob ein standardisiertes oder ein freies Assessment eingeführt wird“, konstatiert Kroboth. Akkurate Schulungen sorgen dafür, dass die Pflegetheorie auch entsprechend in die Praxis umgesetzt wird. Dies bedeute jedoch nicht, dass Pflegekräfte die vorgegebenen Ziele nach strikten Vorgaben erreichen müssen: „Der Rahmen, innerhalb dessen Pflegekräfte agieren können, ist recht groß.“ Neben der Einhaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen ist es wichtig, einen sogenannten Risikorahmen abzustecken. Die Kaderschule für Krankenpflege in Zürich hat beispielsweise ein vierstufiges Modell der Pflegequalität entwickelt. Während „Angemessene Pflege“ (Stufe 2) und „Optimale Pflege“ (Stufe 3) als erstrebenswert gelten, muss „Gefährliche Pflege“ (Stufe 0) in jedem Fall verhindert werden, immerhin führt diese zum Schaden der Patienten.
Schließlich bedarf es einer stetigen Evaluierung des Erreichten auf allen Ebenen. Dazu stehen verschiedenste Methoden zur Verfügung: „Zum einen ist die Überprüfung der eigenen Arbeit wichtig. Zum anderen braucht es aber auch die Kontrolle durch Dritte. Manche Pflegedienstleiter machen stichprobenartige Überprüfungen, andere führen Fallbesprechungen durch und wieder andere nehmen sogenannte Pflegevisiten vor“, so die Pflegeexpertin. Eine weitere Möglichkeit: Interne Pflege-Audits. Durch diese in regelmäßigen Abständen durchgeführten Untersuchungsverfahren werden Prozesse und Bereiche überprüft, um sicherzustellen, dass die festgelegten Regelungen des Qualitätsmanagementsystems erfüllt werden.
Mit dem Erkennen von Verbesserungspotenzial allein ist es freilich noch nicht getan. Erst durch die anschließende und mehr noch durch die unaufhörliche Umsetzung von Optimierungsmaßnahmen kann Qualität dauerhaft gehalten werden. Qualität ist eine notwendige Voraussetzung, um Wirtschaftlichkeit zu erreichen, betont Kroboth: „Unternehmensabläufe, die im Sinne der Qualitätssicherung aufeinander abgestimmt sind, sparen Mitarbeitern und Patienten Zeit. Ferner können Materialien abgestimmt auf Pflegehandlungen verwendet sowie in weiten Bereichen vereinheitlicht und somit kostengünstig eingekauft werden. Zu guter Letzt fühlen sich die Patienten gut versorgt und die Pflegekräfte erhalten durch das Qualitätsmanagement Sicherheit.“