Im letzten Jahrzehnt gab es große Fortschritte im Bereich der Dosisreduktion bei Computertomografie-Untersuchungen. Ausgelöst wurden sie vorwiegend durch neue Entwicklungen bei der CT-Hardware, der Bildverarbeitungssoftware und durch die Entwicklung von ALARA-Untersuchungsprotokollen (As Low As Reasonably Achievable). Aber auch internationale Harmonisierungs- und Standardisierungsbestrebungen haben ihren Beitrag dazu geleistet. Dennoch gibt es noch Optimierungspotenzial. „Die fehlende Organisation innerhalb eines radiologischen Departments kann ein Grund sein kann, warum indikationsbasierte CT-Protokolle oder standardisierte Niedrigdosis-CT-Protokolle nicht implementiert werden“, glaubt Prof. Dr. Erich Sorantin von der Klinischen Abteilung für Kinderradiologie an der Medizinischen Universität in Graz.
Sorantin empfiehlt eine sogenannte „Halbe Schichtdicke“-Herangehensweise (half-slice thickness approach), die in Graz vor rund einem Jahr eingeführt wurde. Diese basiert auf dem entgegengesetzten Verhältnis von Störsignalen und Röntgenröhrenstrom. Um dieselbe Bildqualität bei halber Schichtdicke bewahren zu können, muss die doppelte Dosis zum Einsatz gebracht werden. Dieser Prozess wird nun umgekehrt. Nach einer Untersuchung berechnet ein Radiologietechnologe Schichten mit halber Dicke, bei welchen ein fortlaufend stärkeres Störsignal auftritt. Dann wird von einem Radiologen die Bildqualität überprüft und wenn sie ausreichend ist, sollte die nächste ähnliche Untersuchung mit einer von Beginn an um 20 Prozent reduzierten Strahlendosis durchgeführt werden. Dieses Prozedere wird so lange durchgeführt, bis die diagnostische Bildqualität nicht mehr akzeptabel ist.
„Wenn eine Standarduntersuchung bei halber Schichtdicke rekonstruiert wird und die Bildqualität noch immer angemessen ist, dann ist die Menge an überflüssiger Strahlung im Bereich von 100 Prozent“, erklärt Sorantin. „Der ‚half-slice thickness approach‘ ist leicht durchzuführen und man benötigt keinerlei zusätzliches Equipment. Ein Team von klinischen Radiologen und Radiologietechnologen kann gemeinsam daran arbeiten, so die optimale Dosis für jede Untersuchung zu finden.“ Die Teams könnten auch ihre Erfahrungen von Kunden weitergeben, denn wenn es auch nicht möglich ist, angepasste Protokolle von einem Scanner auf einen anderen zu übertragen, so ist es doch möglich, die algorithmische Herangehensweise von anderen zu erlernen.
Für die weitere Optimierung von CT-Dosen werden die Entwicklungen der Hardware entscheidend sein. Neue Detektoren mit Photonenzählung erhöhen dramatisch die geometrische Effizienz von derzeit 60 Prozent auf ein Ideal von nahe 100 Prozent. Es gibt viele Zentren in Europa, die diese Technologien sofort einsetzen würden, allerdings fehlt es oft am erforderlichen Budget. Dennoch muss das ALARA-Prinzip immer angewendet werden, wenn mit niedrigerer Dosis akzeptable Bilder erstellt werden können. Im Februar 2018 wird dazu eine Richtlinie der EU in Kraft treten, die das Verwenden von diagnostischen Referenzwerten zwingend vorschreibt.
Quelle: European Congress of Radiology, ECR, März 2016, Wien