Rauchen, hoher Blutdruck, Diabetes oder fortgeschrittenes Alter können zu Gefäßverengungen führen. Rund 20.000 Betroffene erhalten jährlich aufgrund einer Atherosklerose einen Stent. Die Gefäßstützen aus kleinen Gittergerüsten aus Edelmetall-Legierungen wachsen nach der Implantation in die Gefäßwand ein und bleiben dort immer ein Fremdkörper. Seit dem Vorjahr ist erstmals eine bioresorbierbare Gefäßstütze aus einem Laktatpolymer zugelassen. Sie wird in einem Zeitraum von zwölf bis 18 Monaten stufenweise abgebaut. Univ.-Doz. Dr. Bernhard Metzler von der Universitätsklinik für Innere Medizin III/Kardiologie, Innsbruck, gibt Einblick in die aktuellen Entwicklungen der interventionellen Kardiologie.
Der wesentliche Nachteil bisheriger Stents ist, dass sie als metallische Fremdkörper lebenslang im Gefäß zurückbleiben und zu In-Stent-Restenosen führen können. Mit zytotoxischen oder zytostatischen Medikamenten beschichtete Stents, die sogenannten Drug-eluting Stents (DES), konnten das Problem signifikant reduzieren, können jedoch zu späten Stentthrombosen führen. Die Stents der neuen Generation lösen sich nach etwa einem Jahr von selbst auf, damit hat sich für ein temporäres Problem auch eine temporäre Lösung entwickelt, denn sobald die Stenose behoben ist, wird auch kein Stent mehr benötigt.
Für diese neue Therapie wurde bewusst der bisherige Begriff „Stent“ durch „Scaffold“, also Gefäßstütze, ersetzt. BVS steht für „bioresorbable vascular scaffold“. Obwohl mehrere BVS in Entwicklung sind, ist derzeit nur der drug-eluting ABSORB BVS zugelassen. Bei der Konstruktion ist es wichtig, dass die Stärke des Stents so gewählt wird, dass er einerseits das Gefäß ausreichend stützt, andererseits aber die Auflösung in rund einem Jahr auch möglich ist. Je besser die Läsion stabilisiert wird, desto schwächer kann der Stent werden. Diese Gratwanderung erfordert entsprechende Anstrengungen in der Forschung, das ist wohl ein wesentlicher Grund, warum noch keine weiteren Produkte am Markt erhältlich sind.
Bei einer entsprechenden Verbreitung werden natürlich auch die Kosten sinken und für die weitere klinische Verwendung und Verbreitung der BVS von entscheidender Bedeutung sein.
Aufgrund der etwas dickeren Struts sind die derzeitigen BVS für schwer verkalkte Stenosen und geschlängelte Gefäßverläufe noch nicht geeignet. Daher ist der Einsatz derzeit noch auf proximal gelegene, leicht zugängliche Stenosen limitiert.
Bei Metallstents weiß der Kardiologe aus Erfahrung, welche Größe er benötigt und kann ihn im Notfall noch ein wenig nachdehnen. Bei den BVS ist die Dilatation über den nominalen Durchmesser nicht möglich. In diesem Fall käme es zu Brüchen des Milchsäuregerüstes bzw. einzelner Struts. Das heißt, dass in der Vorbereitung genau ausgemessen werden muss, welche Größe benötigt wird.
Magnesiumlegierungen waren die erste Generation der bioabbaubaren Stents und wurden hauptsächlich in den Beingefäßen verwendet, aber auch am Herzen. Auch hier ist die große Herausforderung, die passende Auflösungsgeschwindigkeit zu finden.
Die abbaubaren Stents stehen aus meiner Sicht am Anfang ihrer Entwicklung und sind noch nicht ausgereift, da können wir noch auf eine Reihe von Innovationen hoffen. Derzeit gibt es auch noch keine Studien über eine mögliche Verkürzung des notwendigen Zeitraums für eine duale Plättchenhemmertherapie. Derzeit werden 12 Monate empfohlen, eine Verkürzung auf drei oder sechs Monate wäre durchaus wünschenswert.