Die Behandlung von Rachen- und Kehlkopftumoren stellt eine große Herausforderung für die behandelnden Ärzte dar: Einerseits ist es wichtig, mit größtmöglicher Sicherheit eine Tumorentfernung zu erreichen, andererseits sind Funktionen wie Schlucken, Sprechen und Schmecken bestmöglich zu erhalten. Als Therapie gibt es einerseits die chirurgische Möglichkeit der Tumorentfernung von außen über den Hals oder die Operation über den Mund, andererseits die Bestrahlung des Tumors.
Bei den chirurgischen Eingriffen wurden bisher hauptsächlich Operationen mit Laser über den Mund durchgeführt. Seit zwei Jahren wird an der HNO-Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz der hauseigene DaVinci-Operationsroboter bei ausgewählten Rachentumoren eingesetzt. Während diese Methode in den USA und anderen europäischen Ländern bereits häufiger angewandt wird, ist dieses Vorgehen österreichweit bisher einzigartig. Das HNO-Operationsteam besteht dabei aus zwei Chirurgen und dem DaVinci Robotersystem. Während des Eingriffs sitzt der Operateur an der Steuerungskonsole und bedient die Roboterarme. Der zweite Chirurg befindet sich beim Kopf des Patienten, wo er dem Operateur assistiert. Die drei filigranen Roboterarme sind in den Mund des Patienten eingebracht. Ein Kameraarm überträgt ein optimiertes Bild auf den Schirm des Operateurs. Die beiden anderen Arme dienen dem Chirurgen als Präparations- und Schneidewerkzeug.
„Die Methode bietet gegenüber der Laserchirurgie mehrere Vorteile: Operieren in Vierhandtechnik ist trotz des im Mund naturgemäß sehr begrenzten Raumes möglich. Das steigert die Genauigkeit und senkt damit die Nachblutungswahrscheinlichkeit“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Burian, Vorstand der HNO-Abteilung und des Kopf-Hals Tumorzentrums der Barmherzigen Schwestern Linz. Er hat die innovative Technik eingeführt und in seinem HNO-Team mehrere Spezialisten in der Robotermethode ausgebildet.
OA Dr. Andreas Strobl ist bereits erfahrener Nutzer der neuen Technik. „Ein wichtiges Kriterium beim Operieren ist die gute Übersicht, die durch die Kamera und die zarten Werkzeuge gewährleistet ist. Bei der Laserchirurgie habe ich das Operationsgebiet immer nur ausschnittsweise im Blick. Das macht es schwierig, zu beurteilen, ob der Tumor vollständig entfernt wurde, was natürlich bei Krebs entscheidend ist. Die durch den Roboter stark verbesserte ‚En bloc-Resektion‘ erleichtert auch dem Pathologen die Beurteilung ganz wesentlich“, so Strobl.