Nosokomiale Infektionen sind eines der Top-Risiken im Gesundheitswesen. Das Thema Patientensicherheit und damit einhergehend Mitarbeitersicherheit hat in den letzten Jahren im Gesundheitswesen massiv an Bedeutung gewonnen. Das LKH-Universitätsklinikum Graz hat zwischen 2010 und 2014 mit viel Engagement aller Mitarbeiter ein umfassendes klinisches Risikomanagement implementiert. In dieser Zeit konnten 158 Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen zu klinischen Risikomanagern ausgebildet werden, die wiederum 500 Risiken identifizierten. Daraus wurden die Top-Risiken für das Universitätsklinikum abgeleitet: Patientenverwechslung, Seitenverwechslung, OP-assoziierte Risiken, Medikationsverwechslung, nosokomiale Infektionen, übersehene Allergien; Information und Kommunikation, Suchtmittelgebarung, Dokumentation, Geräteschulung und Schmerzmanagement. Die identifizierten Top-Risiken decken sich auch mit der Literatur. Seitens der World Health Organization und auch nationaler Institutionen wurden daher Strategien und Normen entwickelt, um diese Risiken, die während des Behandlungsprozesses auftreten können, bestmöglich zu vermeiden. Im Krankenhaus erworbene Infektionen spielen dabei eine wichtige Rolle. Aufgrund der unterschiedlichen Entstehungsmechanismen können verschiedene Einflüsse das Auftreten von nosokomialen Infektionen begünstigen. Dazu zählen patientenbezogene Faktoren ebenso wie die Krankenhausumgebung, die Medizintechnik und mitarbeiterbezogene Faktoren.
So sind unterschiedliche Ansätze und Zugänge zu diesem Thema wichtig, um das Infektionsrisiko entsprechend zu minimieren. Dies betrifft zum einen die infrastrukturelle Ausstattung mit Desinfektionsmittelspendern wie auch zum anderen die wiederkehrende Sensibilisierung der Mitarbeiter zum Thema „saubere Hände“ durch Experten wie Hygienefachkräfte, Krankenhaushygieniker und Infektiologen. Im Zuge der Risikobewältigungsstrategie von nosokomialen Infektionen am LKH-Universitätsklinikum Graz wurde daher eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, um vorzusorgen. Dazu zählen unter anderem die optimale Ausstattung mit Desinfektionsmittelspendern im stationären Bereich und Intensivstationen, die wiederkehrende Fortbildungen zu den „5 Indikationen der Händedesinfektion“, die Fortbildung für Studierende und Pflegeschüler, das Anbringen von Postern der Aktion „Saubere Hände“, die Erhebung des Desinfektionsmittelverbrauches sowie das Durchführen von Compliance-Beobachtungen und die Etablierung von Aktionstagen.
Einen weiteren wesentlichen Erfolgsfaktor stellt die aktive Einbindung der Patienten und der Besucher dar. Zu diesem Zweck wird ein Informationsfolder vom Gesundheitsfonds Steiermark in Kooperation mit der Aktion „Saubere Hände“ Deutschland an Patienten und Besucher verteilt, der über die Ziele und den Nutzen der Händedesinfektion aufklärt.
Die Wirksamkeit der implementierten Maßnahmen lässt sich indirekt durch einen höheren Desinfektionsmittelverbrauch ableiten und konnte auch durch Compliance-Beobachtungen vor Ort auf Stationen und im Intensivbereich bestätigt werden. Für eine direkte Messung der Reduktion von tatsächlich aufgetretenen nosokomialen Infektionen ist derzeit ein Register in Erprobung.