Die Attraktivität von patientennaher Diagnostik oder Point-of-Care-Tests (POCT) ist unumstritten. Anstatt viele Stunden auf ein Ergebnis zu warten, können die Tests innerhalb von Minuten meist relativ anwenderfreundlich durchgeführt werden, was vor allem in der Akutmedizin oft lebenswichtig ist und von Vorteil, wenn Tests in kleinen Zentren bzw. von Patienten selbst durchgeführt werden. Die neuesten Entwicklungen in diesem boomenden Markt und wichtige Fragen zur Qualitätssicherung wurden von Univ.-Doz. Dr. Walter Krugluger, Vorstand des Instituts für Labormedizin am Sozialmedizinischen Zentrum Ost – Donauspital, beantwortet.
Technische Entwicklungen haben dazu geführt, dass Sensitivität und Spezifizität von Point-of-Care-Geräten immer besser werden und Verfahren der Nanotechnologie ermöglichen außerdem, dass immer kleinere Volumina für die Testung ausreichen. Die eigentlich größte Entwicklung der Point-of-Care-Diagnostik der letzten Jahre besteht aber sicher in der Möglichkeit der EDV Vernetzung von Point-of-Care-Diagnostikgeräten, die in Österreich erst teilweise, in anderen europäischen Staaten zum Teil flächendeckend vorhanden ist. Ein weiterer wichtiger Trend, der unter anderem von der EU ausgeht, ist, dass Akkreditierungen von Laboratorien entsprechend auch den Point-of-Care-Sektor mitberücksichtigen, der in der Qualitätssicherung der Verantwortlichkeit der zentralen Labors unterliegt.
Die wichtigsten POCT-Analyseverfahren sind sicher die Blutgasanalytik, Blutzuckermessung und Urinanalyse. Diese sind gerade dann von Bedeutung, wenn eine rasche Diagnostik wie in der Akutmedizin notwendig ist oder Tests besonders einfach sein sollen, wie die Blutzuckermessungen, die täglich von den Patienten selbst durchgeführt werden. Daneben hat es große Entwicklungen bei der POCT-Diagnostik von Infektionskrankheiten und bei der kardialen POCT-Diagnostik gegeben. Einfache Schnelltests für verschiedene Erreger sind gerade bei Epidemien oder Pandemien zur Triage von Patienten erforderlich, um eine rasche Kohortierung und frühe Behandlung von Patienten zu ermöglichen. Dafür haben sich Point-of-Care-Systeme als sehr vorteilhaft erwiesen.
Die Qualitätssicherung der patientennahen Labordiagnostik kann gut über die Einführung von Standards funktionieren. In Österreich gibt es dazu eine eigene ÖNORM „Patientennahe Untersuchungen (point-of-care testing, POCT)“ (ISO 22870:2006). Diese gibt unter anderem die Qualitätskontrollen, Zuständigkeiten, Anwenderschulung, Datendokumentation und regelmäßige Abgleiche mit Laborgeräten vor. Die Standards sind sehr umfangreich und in Österreich noch nicht verpflichtend, hier ist sicher viel von der Eigeninitiative der Verantwortlichen abhängig. In der zunehmenden Standardisierung der POCT-Testung liegt auch sicher die Zukunft dieser Diagnostik.