Schultergelenksluxationen: Minimalinvasiv operiert

Gerade der aktive Freizeitsport birgt häufig das Risiko einer Schultergelenksluxation oder Schultereck-Gelenkssprengung in sich. Knöcherne Teile der Gelenkspfanne am Schultergelenk können wegbrechen, die Patienten leiden unter starken Schmerzen und Bewegungseinschränkung. Bisher mussten sich die Betroffenen einer offenen Schultergelenksoperation unterziehen. „Eine neue arthroskopische Operationsmethode machte den Eingriff schonend und ohne Implantate möglich“, erklärt Prim. Dr. Werner Anderl vom Schulterkompetenzzentrum des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Wien, einem Unternehmen der Vinzenz Gruppe
Für die neue Operationsmethode wird ein J-förmiger Knochen aus dem Beckenkamm entnommen und ausschließlich arthroskopisch in die Schultergelenkspfanne „eingefalzt“. Zuvor werden das implantierte Knochenstück und die Gelenkspfanne mit einer Spezialsäge aneinander angepasst.1 Die Verankerung erfolgt zusätzlich über Nähte. Schrauben sind nicht notwendig. Die neue Operationsmethode wird im Rahmen eines eintägigen stationären Aufenthalts durchgeführt. Nach einer Ruhigstellungsphase von vier Wochen beginnt die intensive ambulante Physiotherapie. Die Rückkehr zum Spitzensport ist nach frühestens sechs bis acht Monaten möglich.
Seit 2010 operieren die Orthopäden im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern schwere Schulterluxationen mit dieser Methode. Die jetzt vorliegenden mittelfristigen klinischen Ergebnisse zeigen eine ideale anatomische Rekonstruktion der Gelenkspfanne mit einer wiederhergestellten ausgezeichneten Beweglichkeit. Bisher ist es auch bei Patienten, die Hochrisikosportarten durchführen, in keinem Fall zu einer neuerlichen Luxation gekommen.
Neben dieser neuen Operationsmethode hat Schulterexperte Anderl bereits eine arthroskopische Endoprothese entwickelt, mit der sportlich hochaktive Patienten mit abgenützten Schultergelenken und großen Knorpeldefekten auch tagesklinisch operiert werden können. Alle anderen arthroskopischen Schulteroperationen wie Rotatorenmanschettennaht, Intervall-Läsionen, einfache Schulterluxationsoperation, Kalkdepotausräumung, Schultersteife und Bizepssehnenanker-Fixation können die Betroffenen im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien ebenfalls tagesklinisch operieren lassen.
Möglich macht die tagesklinischen Eingriffe zudem die enge Zusammenarbeit mit der Abteilung für Anästhesie unter der Leitung des Schmerzexperten Prim. Dr. Johann Blasl. Vor der Operation wird im Schulter-Nacken-Bereich der Patienten ein Katheter für eine Schmerzpumpe gelegt, die am Tag der Operation und am Tag danach die individuell eingestellte Menge an Schmerzmitteln abgibt.

 

1 Auffarth A, Schauer J, Matis N, Kofler B, Hitzl W, Resch H. The J-bone graft for anatomical glenoid reconstruction in recurrent posttraumatic anterior shoulder dislocation. Am J Sports Med 2008;36:638-647.