Schwere Verbrennungenbei Kindern

Knapp 700 Kinder werden pro Jahr in Österreich mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus behandelt – die meisten davon werden im eigenen Haushalt verursacht. Schwere Verbrennungen sind besonders traumatische Ereignisse, die mit einer hohen Mortalität verbunden sind.

Schockphase

Um die fachgerechte Versorgung eines verbrannten Kindes gewährleisten zu können, erfolgt das Abschätzen des Verbrennungsausmaßes. Eine der größten Herausforderungen stellt danach die Flüssigkeitssubstitution innerhalb der ersten 48 Stunden dar. Trotz Fehleranfälligkeit wird die Baxter/Parkland Formel in Ermangelung besserer Möglichkeiten verwendet. Mögliche Verbesserungen könnten in Zukunft die Thermodilutionskatheter und computerassistierte Infusionsalgorithmen bieten. Es gibt keine vergleichende Studie, die eine Überlegenheit von kristalloiden gegenüber kolloidalen Flüssigkeiten zur Flüssigkeitssubstitution zeigen konnte. Häufig werden kristalloide Flüssigkeiten als Basis und Kolloide bei Bedarf (z. B. hypotensive Episode) ergänzend verwendet. Die Gabe von Plasma ist nach der derzeitigen Studienlage nicht indiziert.

Inhalationstrauma

Das Vorhandensein eines Inhalationstraumas ist ein zweiter wesentlicher Risikofaktor für eine erhöhte Mortalität bei schweren Verbrennungen. Neben Hinweisen zum Unfallhergang und klinischem Erscheinungsbild (Feuer in geschlossenem Raum, Ofen, verrußte Nasenlöcher) kann die Diagnose meist mittels einer Bronchoskopie verlässlich gestellt werden. Zur Therapie stehen Bronchodilatatoren wie Salbutamol, vernebeltes Heparin und Acetylcystein zur Verfügung, welche im Falle eines starken Schleimhautödems mit Adrenalin als Racemat unterstützt werden kann. Eine prophylaktische Intubation und die Gabe von Antibiotika oder Corticosteroiden werden nicht empfohlen.

Wundverschluss

Oberflächliche Verbrennungen werden mit Salbenverbänden versorgt. Bei tieferen oder zirkulär angeordneten Verbrennungen entscheidet nach einer etwaigen Fasziotomie und einem frühen Debridement der zeitgerechte Wundverschluss wesentlich über das Outcome der jungen Patienten. Zur Defektdeckung werden je nach Verbrennungsausmaß Eigenhautransplantate, synthetische Membranen und Amnion verwendet. Letzteres enthält Stammzellen und zeigt gerade bei Kindern ausgezeichnete Erfolge in der Wundheilung. Drittgradige Verbrennungen können mit Eigenhauttransplantaten (± Spenderhaut und Keratinozyten), Spenderhaut und Hautersatzmaterialen gedeckt werden.

Hypermetaboles Syndrom

Als vierter wichtigster Faktor für die Mortalität wird das hypermetabole Syndrom genannt, ein hyperkataboler Zustand, der zum Multiorganversagen führen kann. Er tritt in den ersten 48 Stunden nach einer schweren Verbrennung auf und kann bei schweren Verbrennungsopfern durch den großen Gewebeuntergang lange bestehen bleiben. Insulinresistenz und Lipolyse wirken sich hier besonders gravierend aus, es kann zu einer Hyperglykämie und einer Fettinfiltration in Leber und andere Organe kommen. Es muss daher eine exakte Berechnung des individuellen Kalorienbedarfs erfolgen und eine proteinreiche, fettarme enterale Ernährung so bald wie möglich begonnen werden, mit engmaschiger Kontrolle und Korrektur des Blutzuckerspiegels. Eine Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Mineralstoffen wird empfohlen.
Neben dem frühen Debridement und Wundverschluss, der sofortigen enteralen Ernährung mit Konstanthalten des Blutzuckerspiegels und der Linderung der hypermetabolen Immunantwort sind optimale Beatmung und frühe Mobilisation wesentlich für das Überleben eines schwerverbrannten Kindes verantwortlich.

 

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16th European Burns Association Congress
16.-19. September 2015, Hannover
www.eba2015.de

 

Quelle: Jeschke MG, Herndon DN. Burns in children: standard and new treatments. Lancet 2014; 383: 1168–78