Sichere Krankentransporte

Im medizinischen Bereich gibt es eine Reihe an Zertifizierungen, die eine hohe Qualität sicherstellen. Während die Notfallrettungsdienste in Österreich Qualitätsstandards entsprechen müssen, gibt es für Krankentransporte kaum Richtlinien. Diese Lücke will Prof. Siegfried Binder, Geschäftsführer des IQPT, nun schließen und Qualitätskriterien erarbeiten, die auf ganz Österreich und Europa übertragbar sind. Eine eigene Zertifizierung sorgt für die Einhaltung der Kriterien und ist ein wichtiger Beitrag für die Patientensicherheit.

Wo waren bisher die Lücken in der Qualitätssicherung bei Krankentransporten?

Bei den großen Rettungsdiensten insbesondere im Rahmen der Notfallversorgung besteht bereits ein fundiertes Qualitätsmanagement. Leider sieht die Lage bei gewerblichen Anbietern nicht so gut aus. Die Qualitätssicherung bei Krankentransporten unterliegt derzeit keinem strukturierten, unabhängigen Qualitätssicherungssystem. Diese Dienstleistungen werden unter anderem von Gewerbetreibenden wie Taxiunternehmen übernommen, die über keinerlei medizinische Ausbildung verfügen, die über den Erste-Hilfe-Kurs beim Erwerb des Führerscheins hinausgeht. Hier möchten wir eingreifen und mit einheitlichen Standards, dem Gütesiegel und einer unabhängigen Plattform klare Strukturen schaffen. Gleichzeitig dienen diese Strukturen den Auftraggebern auch als Entscheidungshilfe. Denn sogar bei vermeintlich harmlosen Transporten wie einer Fahrt zur Dialyse können Komplikationen auftreten. In manchen Fällen mag der Transport mittels Taxis medizinisch unbedenklich und für die Sozialversicherung finanziell sinnvoll sein. Ich persönlich würde mir wünschen, dass selbst Krankenfahrten durch Taxiunternehmen nur von Fahrern mit erweiterter Erste-Hilfe-Ausbildung durchgeführt werden dürfen. Die Verantwortung, wenn etwas passiert, trägt letztlich der Arzt, der den Krankentransport anordnet.

Sie erarbeiten derzeit Qualitätskriterien. Wer und was genau soll zertifiziert werden?

Die Qualitätskriterien für unser Gütesiegel beruhen auf den Normkriterien der DIN EN ISO 9001. Die Qualitätskriterien gruppieren sich um die Themenbereiche Qualitätssicherung der Hygiene und Patientensicherheit, Qualifikation, Ausbildung und verhaltenspräventive Maßnahmen des Fachpersonals, Qualitäts-, Risiko- und Fehlermanagements, Ansätze zur laufenden Qualitätsverbesserung.

Warum soll sich eine Organisation zertifizieren lassen?

Vorerst ist die Zertifizierung freiwillig. Sie dient Unternehmen, die qualifizierte Krankentransporte durchführen, als Qualitätsnachweis. Mittel- bis langfristig werden wohl die Sozialversicherung ebenso wie private Versicherungen und hoffentlich auch der Gesetzgeber diese zur Voraussetzung für die rechtlich einwandfreie Durchführung von Krankentransporten machen.

Gibt es vergleichbare Beispiele im Ausland?

Auch in anderen EU-Ländern gibt es derzeit keine strukturierte Qualitätssicherung für Krankentransporte. Es gibt zwar in verschiedenen Ländern mehr oder weniger ausgereifte Ansätze, aber ein derart hochwertiges Zertifizierungsprogramm wie jenes von IQPT gibt es sonst nirgends.

Ist absehbar, welche Organisationen sich zertifizieren lassen werden?

Auf Unternehmensseite ist die Zertifizierung ein Argument, um Qualität nachzuweisen und die verrechneten Tarife zu rechtfertigen. Wir gehen davon aus, dass sich sowohl renommierte Notfallrettungs- und Krankentransport-Unternehmen bzw. -Vereine, aber auch viele kleinere Unternehmen zertifizieren lassen. Außerdem ist derzeit die rechtliche Situation in Österreich gerade im Bereich Krankentransporte sehr komplex. Wir hoffen, dass das Gütesiegel von IQPT mittelfristig auch zur Vereinfachung der Rechtslage führt und unsere Kriterien vielleicht sogar die Grundlage für eine rechtskonforme Durchführung werden.

www.iqpt.eu