Eine schwere Krankheit, massive psychische Probleme oder ein folgenschwerer Unfall: Viele Menschen sehen sich während eines Spitalsaufenthaltes plötzlich mit einschneidenden, oft existenzbedrohenden Veränderungen in ihrem Leben konfrontiert. Im Krankenhaus Schwarzach leistet das engagierte Team des Sozialdienstes seit nunmehr zehn Jahren „Hilfe zur Selbsthilfe“.
„Neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung spielt für viele Patienten die Hilfestellung in persönlichen, sozialen, rechtlichen oder finanziellen Fragen eine wichtige Rolle“, erklärt Roswitha Lindner, Leiterin des Sozialdienstes, der im Kardinal Schwarzenberg‘schen Krankenhaus im Jahr 2002 gestartet wurde. Die Menschen befinden sich im Spital oft in einer Ausnahmesituation, die von ihnen – aber auch von ihren Angehörigen – als Krise erlebt wird. „Hier können wir durch unsere Erfahrung und ein dichtes Netzwerk in der Region wertvolle Unterstützung bieten“, so Lindner.
Die Probleme der Patienten sind vielschichtig: Plötzliche Berufsunfähigkeit, unversorgte Angehörige, Pflegebedürftigkeit oder Gewalt in der Familie – das ist nur ein kleiner Auszug der täglichen Aufgabenstellungen des fünfköpfigen Sozialarbeiterteams im Krankenhaus Schwarzach. „Wir bieten Information, Beratung und persönliche Betreuung, stellen Kontakte zu Ämtern und Organisationen her, ergreifen erste Maßnahmen zur Existenzsicherung der Patienten“, sagt Lindner.
Der Sozialdienst will die Patienten und ihre Angehörigen entlasten, indem alle vorhandenen persönlichen, privaten und institutionellen Ressourcen erschlossen und so die Handlungsfähigkeit der Patienten gestärkt wird. Rund 20.000 Kontakte in Form von persönlichen Einzel- und Familiengesprächen, Telefonaten und Krisenkonferenzen mit Patienten und deren Bezugspersonen sowie über 15.000 Kontakte zu Ämtern, Behörden und Institutionen hat der Sozialdienst in Schwarzach in den letzten zehn Jahren erfasst.
„Wir haben daneben aber schon mit der Polizei die Haustiere von alleinstehenden alten Frauen befreit oder auch mithilfe von Vereinen eine ganze Wohnung für einen jungen Mann mit multipler Sklerose eingerichtet“, erzählt Lindner. Sozialarbeit im Krankenhaus geht daher deutlich weit über „Entlassungsmanagement“ hinaus. Das engagierte Team versucht, schrittweise zur Lösung anstehender Probleme beizutragen, um für die Betroffenen den Weg nach dem Spitalsaufenthalt zu ebnen.
Eine der größten Herausforderungen sieht die Expertin in der demografischen Entwicklung der Gesellschaft: „Familiäre Strukturen bieten nicht mehr den notwendigen Rahmen und Schutz für eine steigende Lebenserwartung und die zunehmend lange Pflegebedürftigkeit. Ein Umdenken im Bereich der Betreuung alter Menschen wird absolut unumgänglich sein.“