Die letzten beiden Jahre haben definitiv bewirkt, dass persönliche Kontakte nachhaltig reduziert werden. Auch im Kundenkontakt nutzen wir vermehrt moderne, digitale Alternativen wie Video-Konferenzen oder Online-Seminare. Eine große Herausforderung sehen wir im fehlenden Bewusstsein für die richtige Anwendung von Desinfektionsmitteln in der Bevölkerung. Seit der Pandemie werden Desinfektionsmittel auch in neuen Kanälen und Bereichen angewendet, die vor März 2020 kein Thema waren, wie zum Beispiel in Schulen. Wir gehen davon aus, dass dies wieder abnimmt, aber in einigen Bereichen nicht ganz verschwinden wird. In der Gastronomie zum Beispiel werden Sauberkeit und Hygiene in Zukunft noch mehr als besonderer Service und Qualitätsmerkmal gesehen als bisher.
Sonja Reinberger Sprecherin der AUSTROMED-Branchengruppe Desinfektion und Hygiene
Hier knüpfe ich an die Digitalisierung an. Sowohl bei B2B als auch B2C haben wir durch Videotrainings, Online-Fortbildungen oder Videosprechstunden viele Vorteile kennengelernt. Vieles geht rascher und ortsunabhängiger. Das traditionelle Bild vom Außendienst, der in der Früh losfährt und abends nach Hause kommt, hat sich mit den digitalen Anwendungen völlig überholt. Persönliche Besuche werden – vor allem bei erklärungsbedürftigen Produkten – nicht völlig verschwinden, aber Termine werden straffer, effizienter und zielgerichteter stattfinden. Aber die Arbeitszeit verteilt sich heute anders und es wird zum Service gehören, mit einem Anwender auch später am Abend noch Videocalls zu führen.
DI Peter Bottig Sprecher der AUSTROMED-Branchengruppe In-vitro Diagnostik
Alle Zeichen stehen auf „digital“, auch zwischen Patient und Industrie. Es haben praktisch alle Patienten ein Smartphone, auch 80-Jährige. Schulungen auf neue Produkte erfolgen online oder über YouTube Videos.
Immer noch sehr mühsam ist es, medizinisches Personal in Krankenhäusern per Videotelefonie zu kontaktieren, ganz zu schweigen von digitalen Kontakten zwischen Patienten und Ambulanzen. Als revolutionär sieht man sich, wenn man den Patienten das Handy auf den Tisch legen lässt, um gemeinsam Clouddaten zu analysieren. Ermutigend ist aber das Positionspapier der Österreichischen Diabetesgesellschaft, in dem es heißt: „Auch über die Pandemie hinaus birgt die Telemedizin großes Potenzial in der Langzeitbetreuung von Menschen mit Diabetes.“ Wir ziehen gerne an einem Strang! Clouddienste sollten umgehend zur Effizienzsteigerung des Arzt-Patienten-Gespräches in Anspruch genommen werden. Es muss ja nicht gleich Telemedizin sein, wo noch viele rechtliche und finanzielle Fragen offen sind.
Direktbelieferungen Versicherter könnten wir getrost mit der Postkutsche durchführen. Angesichts verzögerter, weil analoger, handschriftlich annotierter Aufträge von Kassen würde das keinen Unterschied machen.
DI Martin Glöckler Sprecher der AUSTROMED-Branchengruppe Diabetes
Aufgrund der Erfahrung aus den vergangenen zwei Jahren kann man davon ausgehen, dass sehr viel vom Willen und der Bereitschaft der Kunden abhängt, mit Vertretern aus der Medizinprodukte-Industrie in Kontakt zu kommen. Persönliche Kontakte sind erheblich reduziert worden, mit den schrittweisen Öffnungen hat sich das aber wieder verändert. Hier hat sich gezeigt, wo es vor der Pandemie stabile und gute Partnerschaften gegeben hat – die sind auch während der Pandemie nicht verloren gegangen. Im Moment arbeiten wir mit einem Mix aus persönlichen und telefonischen Kontakten. Bei Fort- und Weiterbildungen ist „hybrid“ State of the Art, doch gerade bei Verbandstoffen ist das „Angreifen“ von Wundprodukten erforderlich, das geht nicht über eine Videokonferenz.
Hauptproblem sind fehlende personelle Ressourcen. Mit innovativen, guten Produkten könnten durchaus Zeit und personelle Ressourcen eingespart werden – dazu ist aber unser Gesundheitssystem – speziell im Bereich der Wundversorgung – sehr innovationsfeindlich! Unser deutscher Schwesternverband, die BVMed, hat sich aktuell diesem Thema in einem 7-Punkte-Diskussionspapier gewidmet. In diesem Statement wird klar ausgeführt, dass „Medizinprodukte und digitale medizintechnologische Lösungen helfen können, Arbeitsprozesse zu verbessern, Ressourcen zu schonen sowie Arbeitsrisiken zu reduzieren“.
Mag. Martina Laschet Sprecherin der AUSTROMED-Branchengruppe Verbandstoffe