Seit der Gründung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU) ist ein halbes Jahrhundert vergangen und nun stehen neue Aufgaben und Herausforderungen an: Aus den Spezialdisziplinen der Unfallchirurgie und der Orthopädie wird ein neues Fach entstehen – Orthopädie und Traumatologie –, was eine Reihe von Diskussionspunkten rund um Ausbildung, regionale Versorgungs- und Strukturplanung oder die Bildung von Traumanetzwerken aufwirft. Diese Themen standen daher auch Mittelpunkt der 51. Jahrestagung der ÖGU, die kürzlich in Salzburg stattfand. „Wir Unfallchirurgen waren und werden auch in Zukunft österreichweit die Versorgung von Verletzungen aller Schweregrade auf höchstem medizinischem Niveau garantieren. Die Herausforderung wird in der konstruktiven Zusammenarbeit und in der Weitergabe unserer fachlichen Kompetenz und Begeisterung in der Behandlung der Patienten liegen“, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Mehdi Mousavi, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, anlässlich der Tagungseröffnung.
Schwer- und Mehrfachverletzte benötigen schnelle, spezialisierte Hilfe mit umfassender Diagnostik und abgestimmten Therapiemaßnahmen. In der unfallchirurgischen Praxis ist daher Einführung und Etablierung von abgestuften Versorgungssystemen für Polytraumapatienten in Form von Traumanetzwerken unabdingbar. „Sie stellen eine schnelle und effiziente Kommunikation und Organisation eines schwerverletzten Patienten sicher. Dazu müssen alle unfallchirurgischen Abteilungen der Spitäler nach ihren Kapazitäten und Einsatzfähigkeiten kategorisiert werden“, erklärt Mousavi. Daraus ergibt sich ein Modell von lokalen, regionalen und überregionalen Spitälern, die jeweils – gemäß Schweregrad eines Verletzten – für die Versorgung und Behandlung infrage kommen. Denn: „Nicht alle Krankenhäuser in Österreich sind für Polytraumapatienten rund um die Uhr ausgerüstet. Daher ist ein derartiges Stufenmodell äußerst sinnvoll und hilft schon dem Notarzt in seiner weiteren Zuweisung“, ergänzt der ÖGU-Präsident. Insgesamt wird diese Entwicklung die Versorgungsqualität für die Patienten deutlich verbessern.
Auslöser für Wirbelsäulenverletzungen müssen nicht immer schwere Autounfälle sein, auch banale Stürze oder Stöße etwa beim Sport oder im Haushalt können oftmals der Grund dafür sein, dass Verletzungen im Bereich der Hals-, Brust oder Lendenwirbelsäule auftreten. „Gerade die Komplexität der Wirbelsäule erfordert ein umfassendes fächerübergreifendes Verständnis, um korrekte therapeutische Ansätze zu entwickeln“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Mehdi Mousavi, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, die Schwerpunktsetzung der diesjährigen Tagung. „Dieses Thema bewusst zu machen ist wichtig. Es muss nicht immer Blut fließen, um einen Unfallchirurgen zu Rate zu ziehen!“